stern prüft rechtliche Schritte gegen Abhören von Telefonaten zweier Redakteure
Archivmeldung vom 06.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Münchner Staatsanwaltschaft hat dienstliche Telefongespräche der stern-Redakteure Katja Gloger und Hans-Martin Tillack abhören und protokollieren lassen. Im Rahmen ihrer Ermittlungen im Fall des CIA-Entführungsopfers Khaled el-Masri hatte die Münchner Staatsanwaltschaft im Januar 2006 eine Telefonüberwachung des el-Masri-Anwalts Manfred Gnjidic angeordnet.
Von den sechs protokollierten Telefonverbindungen betrafen allein drei Telefonate, die die beiden stern-Redakteure mit Gnjidic im März 2006 geführt haben. In den Gesprächen zwischen Gloger, beziehungsweise Tillack und Gnjidic ging es um einen Mann namens "Sam", der el-Masri während dessen Verschleppung in Afghanistan in perfektem Deutsch verhört haben soll. Gloger und Tillack recherchierten damals über die Identität dieses "Sam". Der stern prüft jetzt rechtliche Schritte gegen das Abhören der Telefonate. Wie der verantwortliche Münchner Staatsanwalt Martin Hofmann jetzt dem stern sagte, seien "ausschließlich verfahrensrelevante Telefonate" protokolliert worden.
Ein Sprecher des bayerischen
Justizministeriums sagte dem stern: "Beim Antrag ihrer
Telefonüberwachung hat die Staatsanwaltschaft die Tatsache gewürdigt,
dass nicht nur der Überwachte als Rechtsanwalt, sondern unter
Umständen auch einige seiner Gesprächsteilnehmer Angehörige eines
nach Paragraf 53 StPO besonders geschützten Berufsstandes sein
könnten." Zu den nach diesem Paragraph mit einem
Zeugnisverweigerungsrecht ausgestatteten Berufsgruppen gehören auch
Journalisten.
Anwalt Gnjidic hat bereits gegen die Überwachung seiner Telefonanschlüsse Verfassungsbeschwerde eingelegt.
Quelle: Pressemitteilung stern