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Die Fastnachtsretter

Archivmeldung vom 29.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Schramberger HanseleBild: SWR Fotograf: SWR - Südwestrundfunk
Schramberger HanseleBild: SWR Fotograf: SWR - Südwestrundfunk

Mit Abstand lässt es sich schlecht schunkeln und trotzdem kann Fastnacht nicht einfach ausfallen. Der Rosenmontag steht im Kalender wie Weihnachten. Außerdem ist der Narr doch gerade in harten Zeiten gefordert!? Doch wie gelingt es den Närrinnen und Narren im Südwesten, Spott und Frohsinn zu verbreiten, ohne sich als Pandemietreiber selbst verspotten lassen zu müssen?

Das SWR Fernsehen zeigt in seiner Doku "Die Fastnachtsretter" am Mittwoch, 10. Februar 2021 um 20:15 Uhr, wie die Fastnachts-Vereine sich der ungewohnten Herausforderung stellen. Nach der Ausstrahlung ist der Film für 12 Monate in der ARD-Mediathek abrufbar.

Ob on- oder offline - Vereine sprühen vor Ideen

Thomas Becker vom Gonsenheimer-Carneval-Verein verlegt die Kampagne ins Netz: Mit großem technischen Aufwand und der Hilfe von weiteren Fastnachtsverrückten aus seinem Verein stellt er die "Närrischen Kammerspiele" auf die Beine, eine "Streamung" im Internet. Über einen kostenpflichtigen Link erhalten die Zuschauer Zugang zu dem Programm, bei dem auch namhafte Mainzer Fastnachter dabei sind. Bei der ersten "Streamung" haben immerhin 1.100 Fans zugeschaut. Der Mainzer Carneval Verein baut drei Wagen, oder besser gesagt Monumente, die eigentlich in der Fastnachtszeit in der Stadt aufgestellt werden sollten. Eigentlich. Dieter Wenger, der seit fast 60 Jahren die Wagen für den Rosenmontagszug baut, wird in dieser außergewöhnlichen Kampagne voller Ungewissheiten begleitet. Eine Kampagne, in der auch Kornelia Punstein mit ihren Mülheimer Möhnen alles versucht, damit die Jecken im Norden von Rheinland-Pfalz trotz Corona etwas zu lachen haben. Die Fastnachtsposse, eine närrische Kultveranstaltung aus dem Mainzer Staatstheater, wurde voller Optimismus geplant und geprobt. Regisseurin Heidi Pohl hat die Corona-Thematik in das aktuelle Stück integriert, eine Verschiebung ins nächste Jahr ist also keine Option. Doch wie lässt sich die Aufführung retten, wenn die Theater geschlossen bleiben?

Ohne Publikum in die Fasnets-Bütt?

Die Unsicherheit ist auch in den Hochburgen der Schwäbisch-Allemannischen Fasnet in Baden-Württemberg groß. In den Zünften wird darum gerungen, welches der beste Weg ist, mit dieser außergewöhnlichen Situation umzugehen: absagen oder Corona-taugliche Alternativen ersinnen? Soll man Brauchtum, das sich über Jahrhunderte entwickelt hat, durch Youtube-Videos und Zoom-Meetings ersetzen? In der Narrenhochburg Konstanz ringt der 13er-Rat darum, wie die Fernseh-Fasnacht aus dem altehrwürdigen Konstanzer Konzil aussehen könnte. In die Bütt ohne Publikum? Für manche eingefleischten Narren wie Norbert Heizmann ist das nicht vorstellbar. Doch Mario Böhler von der Fasnachtsgesellschaft Niederburg ist überzeugt, dass es mit den richtigen Konzepten gelingen kann, Frohsinn in die Wohnzimmer zu bringen. Auch das badische Gengenbach ist ein traditionelles Narrennest - "Spättlehansel" und "Hexen" sind die traditionellen Fasnachtsfiguren. In vielfältigen Bräuchen und Ritualen wird hier normalerweise die fünfte Jahreszeit zelebriert. In Gengenbach sind sich alle einig: Es wird eine Fasnacht geben, auch wenn Sie völlig anders aussehen wird. Für Marlit Rautenberger wäre es die erste als erwachsenes Zunftmitglied im traditionellen Häs und Holzmaske. Doch statt Narrentreffen und rauschende Partys zu erleben, verbringt sie den Gengenbacher Fasnachtsauftakt mit ihren Eltern auf dem Sofa - im Hemdglonkerkostüm und mit den traditionellen Klepperle und Rätschen bestückt, geben sie alles, um den "Schalk" und damit die Fasnacht zu erwecken.

Mainz bleibt Mainz - und doch ganz anders

Die Mutter aller Fernsehsitzungen, "Mainz bleibt Mainz", soll auch in diesem Jahr stattfinden - natürlich ohne Publikum und auch sonst ganz anders. Das zähe Ringen um Konzepte und Hygienepläne verdirbt den Machern trotzdem nicht den Spaß an der Freud: Sie bleiben dran, denn schließlich geht es um nicht weniger als um die Rettung der Fastnacht!

Programmtipp:

"Die Fastnachtsretter" am Mittwoch, 10.2.2021, 20:15 Uhr, SWR Fernsehen. Eine Reportage von Julia Melan. Nach Ausstrahlung ist der Film 12 Monate lang in der ARD-Mediathek abrufbar.

Quelle: SWR - Südwestrundfunk (ots)


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