Richard David Precht übt scharfe Kritik am WDR: "Die Substanz des Senders wird zerstört"
Archivmeldung vom 14.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Philosoph und Publizist Richard David Precht hat die geplanten Änderungen beim Kultursender WDR 3 scharf kritisiert. "Hier wird durch immer neue Reformen die Substanz des Senders zerstört - ohne, dass es dafür einen plausiblen Grund zu geben scheint", schreibt Precht in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger". "Ich sehe die Entwicklung bei WDR 3 schon seit längerer Zeit mit ungläubigem Staunen", fügte er hinzu.
Precht hatte gemeinsam mit rund 17.500 weiteren Personen den Offenen Brief der "Radioretter" an WDR-Intendantin Monika Piel unterzeichnet. Darin fordern die Unterstützer die Intendantin auf, die politische und kulturelle Berichterstattung zu erhalten und auszubauen. Precht sagt nun: "Wir leben politisch in einer sehr spannenden Zeit, in einer Phase des Umbruchs, und wir brauchen ein Radio-Feuilleton, das diese Entwicklungen kreativ und informativ begleitet." Auch der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani unterstützt die Initiative der "Radioretter". "Weil man ein Kulturradio, das den Namen verdient, nicht auf einen Schlag abschaffen kann oder möchte, geschieht dies eben in kleinen Folgen, und dies ist ein weiterer Schritt zur völligen Nivellierung." Er beobachte schon seit Jahren, wie das Niveau auf WDR 3 "kontinuierlich" gesenkt werde. "Irgendwer muss einmal auf die Stopptaste drücken und sich die Grundsatzfrage stellen, ob denn die Richtung all dieser Reformen stimmt, wenn man nicht einmal die selbstgesteckten Ziele, die bessere Quote also, erreicht."
WDR-Hörfunkdirektor Schmitz bekräftigt Willen zu Programmänderungen bei WDR 3
WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz hat erneut bekräftigt, dass es bei den geplanten WDR 3-Programmänderungen nicht darum gehe, Kosten zu sparen oder Personal abzubauen. In der WDR 5-Sendung "Funkhaus Wallrafplatz", die auch im Kulturradio WDR 3 ausgestrahlt wurde, antwortete Schmitz am Samstagmorgen auf entsprechende Hörerfragen: "Es geht definitiv nicht um Kostenersparnis. Kulturprogramme müssen sich verändern, weil sich die Medienlandschaft ändert und weil sich Mediennutzung ändert". Das Kulturradio sei zwar nicht auf Quote angewiesen, dennoch müssten die Programmmacher immer den Ehrgeiz haben, möglichst viele Menschen zu erreichen. Das gelte auch für "sperrige Themen", die es weiterhin bei WDR 3 geben werde, die aber "zugänglich" sein müssten, und zwar nicht nur für Hörerinnen und Hörer mit Hochschulabschluss. WDR 3 werde auch bei der Musikvermittlung, bei der es in Europa führend sei, nicht nachlassen, sagte Schmitz.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, sagte in derselben Sendung, es sei wichtig, auch junge Menschen, die heute 1LIVE hörten, für die Kulturprogramme WDR 3 und WDR 5 zu gewinnen. Man müsse einen "vernünftigen Mittelweg" finden und rechtzeitig schauen, wie man jüngere Menschen mitnehmen könne. "Deshalb sind Reformen im Kulturbereich immer notwendig", sagte Zimmermann.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger / WDR (ots)