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Ostrock-Star André Herzberg: "Gewisse Verbote habe ich eingehalten"

Archivmeldung vom 24.12.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.12.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
André Herzberg am 26. November 2011
André Herzberg am 26. November 2011

Foto: Jens Jäpel
Lizenz: CC BY 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

André Herzberg, als Sänger der Ostberliner Band Pankow zum Star geworden in der DDR, sagt im Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung", es sei schon ein Privileg gewesen, Musik zu machen. "Und wenn man nicht extrem ausscherte, konnte man als Musiker, wie in anderen Berufsgruppen allerdings auch, ein fröhliches Leben haben in der DDR. Und man hat gut verdient. Für mich war das Dasein als Musiker quasi die Fortsetzung der Kindheit, in der die Welt der Erwachsenen ja auch eine gewisse Drohkulisse dargestellt hatte. Auf der Bühne hatte ich aber das Gefühl, mich austoben zu können - obwohl man eben doch schnell an die Grenzen erinnert wurde."

Herzberg nennt Konfrontationen mit dem Staat: Er sollte raus aus der Band. Schon die erste Platte, das Rock-Theater-Stück "Paule Panke", sei verboten worden. "Und die Mauer war ja auch da. Ich wäre nie über die Mauer gesprungen. Gewisse Verbote habe ich eingehalten, auch wenn ich auf der Bühne die große Klappe hatte", sagt der Musiker, der in den letzten Jahren auch als Autor autobiografischer Prosa hervorgetreten ist. "Mitte der 80-er Jahre ließen die Verbote nach, aber die Leute sind nach wie vor geflüchtet. Viele, die ich kannte. Viele Freunde von mir", sagt Herzberg in dem Interview. "Ich habe unterdessen Revolution machen wollen und begriff dann, dass das, was wir taten, keine Revolution war. Es passierte gar nichts mehr, nur noch Stagnation herrschte." Auch die Erklärung, die er im Herbst 1989 gemeinsam mit Toni Krahl, Tamara Danz und anderen Musikern veröffentlichte, "kam viel zu spät und war viel zu zahm. Damals war ich aber froh, mich endlich mal selber als Person politisch zu rühren. Nicht nur als Künstler."

Herzberg spricht auch über seine Familie - jüdische Emigranten, die nach der Befreiung als Kommunisten in den Osten Deutschlands gingen. Seinen Vater, bei dem er nicht aufgewachsen ist, habe er nur selten gesehen - "aber wenn, dann hat er mit uns geredet wie ein Parteisekretär zu seinen Genossen". Über seine Mutter sagt Herzberg, der sich mit den Jahren stärker dem Judentum zugewandt hat, sie habe Gott den Holocaust nicht verzeihen können: "Deswegen ist sie Kommunistin geworden."

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)

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