P.E.N.-Zentrum Deutschland fordert Anpassung der geplanten Urheberrechtsreform
Archivmeldung vom 24.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas P.E.N.-Zentrum Deutschland hat die geplante Novelle zum Zweiten Korb des Urheberrechts heftig kritisiert. "Der am Mittwoch ins Kabinett eingebrachte Entwurf gefährdet die Existenzgrundlage von Autorinnen und Autoren", mahnte Wilfried F. Schoeller, Generalsekretär des deutschen P.E.N. auf dem Vorkongress zum internationalen P.E-N.-Kongress, der heute in der Berliner Akademie der Künste stattfindet.
Der Kern des Konflikts: Nach geltendem Recht entschädigt eine
Vergütungspauschale die Urheber für Einnahmeverluste, die durch das
Kopieren entstehen. Diese Pauschale ist im Preis für Kopiergeräte
inkludiert.
In Zukunft soll die Pauschale zwischen
Verwertungsgesellschaft und Hersteller frei ausgehandelt werden.
"Dass sich kleine Verwertungsgesellschaften und damit die Autoren im
freien Spiel des Marktes gegen die Interessen großer Konzerne
durchsetzen können, ist illusorisch", so Schoeller.
In einer Diskussion auf dem Vorkongress stand der Gesetzentwurf
von Bundesjustizministerin Zypries unter Kritik. Ihrer Ansicht nach
sorge das novellierte Urheberrecht für einen fairen
Interessenausgleich zwischen Urhebern, Verwertern und Nutzern im
digitalen Zeitalter. Autoren und ihre Vertreter sehen dies anders:
Das neue Urheberrecht sei eine Missachtung des geistigen Eigentums,
so Helge Malchow vom Verlag Kiepenheuer & Witsch. Der Justiziar des
Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Christian Sprang,
kritisierte zudem die im Gesetzesentwurf vorgesehene Deckelung der
Vergütungspauschale auf fünf Prozent. Joachim Kersten, Justitiar der
Arno Schmidt Stiftung, sprach von einer Kartellbildung hinter dem
Rücken demokratischer Institutionen, die mit den Mitteln der
Zweckrationalität im Begriffe sei, mit technischer Innovation
Menschen von Nutzern zum Opfer entfesselter Wirtschaftsmacht zu
degradieren.
"Wir sind nach wie vor bereit, die Ausarbeitung eines Kompromisses
zu unterstützen, der die Anforderungen an ein modernes Urheberrecht
erfüllt", so Schoeller.
Quelle: Pressemitteilung P.E.N.-Zentrum