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Meister der Aufschieberitis: Warum wir unsere To-Do-Liste lieber morgen erobern

Archivmeldung vom 31.08.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: nicoletaionescu - stock.adobe.com Fotograf: Autorin Nicole Staudinger
Bild: nicoletaionescu - stock.adobe.com Fotograf: Autorin Nicole Staudinger

Die einen nennen es "Aufschieberitis", die anderen nutzen den Fachausdruck "Prokrastination". Gemeint ist, dass wir Menschen dazu neigen, unliebsame Aufgaben vor uns herzuschieben. In einer Umfrage der Uni Münster gaben lediglich 2 % der Menschen an, dass ihnen dieses Phänomen fremd sei. Ansätze, um den nervigen To-dos zu Leibe zu rücken, gibt es wahrlich viele.

Ganz frisch wurde in einer japanischen Studie herausgefunden, dass Menschen mit Zukunftssorgen häufiger zum Prokrastinieren neigen. Oder positiv ausgedrückt: Optimisten gehen schneller ans Werk. Die japanische Initiatorin der Studie gibt sympathischerweise zu, dass sie selbst seit Kindheitstagen mit Aufschieberitis zu tun habe. "Unsere Forschung hat gezeigt, dass optimistische Menschen weniger wahrscheinlich zaudern", erklärte Kashiwakura. Daher sei es so wichtig, schon Kindern Techniken zu vermitteln, die dem entgegensteuern.

Für Bestsellerautorin Nicole Staudinger ist diese Erkenntnis mehr als plausibel. In ihrem neuen Buch "Bin fast fertig, muss nur noch anfangen" beschäftigt sie sich nicht nur mit Prokrastination, sondern geht noch einen Schritt weiter. "Dass ich die Steuererklärung vor mir her schiebe, das ist für mich noch logisch. Die ist Vergnügungssteuer-befreit, macht also schlicht keinen Spaß. Für unser Hirn gilt aber 'Brain runs on fun'. Viel wichtiger finde ich die Frage, warum wir denn die Dinge, die wir ja eigentlich tun wollen, nicht machen und auch vor uns herschieben." Als Beispiel nennt die Kommunikationstrainerin die berühmte Gute-Vorsatz-Liste, die viele im Januar anfertigen.

Aus ihrer Sicht gibt es also zwei Arten von Prokrastination: für Dinge, die wir müssen, und für solche, die wir eigentlich wollen. "Ich suchte die innere Triebkraft und stellte mir selbst die Frage: Du weißt doch in der Theorie, wie es geht, warum setzt du es in der Praxis nicht um?"

Staudinger nähert sich dem Thema nicht aus rein wissenschaftlicher, sondern vor allem aus persönlicher Sicht und kommt in ihrem Buch zu einem ähnlichen Ergebnis wie die japanische Forscherin:

"Die Haltung ist entscheidend. Wenn der Kopf doch Bescheid weiß, die Hände und Füße gesund sind für die Umsetzung, dann scheint doch das Problem im Bauch zu sitzen. Und an den Bauch kommt keine Technik. Für die innere Treibkraft müssen wir an unsere eigene Haltung. Gerne mit ein paar Hintergrundinfos aus der Wissenschaft."

Im Moment scheint das Thema wieder in aller Munde zu sein. Wie kommt das? Staudinger: "Auf lange Sicht macht es ja nicht glücklich, wenn ich - salopp gesagt - meinen Kram unbewusst vor mir herschiebe. Auch das kann ja belastend sein. Für mich, meine Beziehungen, meine Rolle als Mitarbeiterin oder Chefin, Eltern, was auch immer. Und diese Dauerbelastung führt zum Kräfteverlust für die Dinge, die ich doch eigentlich will. Ich lebe also ein Leben, was fernab von meinen Wünschen ist. Das ist persönlich schon schwierig, gesellschaftlich aber katastrophal."

"Bin fast fertig, muss nur noch anfangen" - Ab 02. September 24 im Buchhandel erhältlich - Droemer Knaur - 208 Seiten/16,00 EUR

Quelle: Autorin Nicole Staudinger (ots)

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