Philosoph Zizek: Radikalisierte Einheimische sind größte Gefahr für Europa
Archivmeldung vom 13.01.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie größte Gefahr für Europa geht nach Ansicht des slowenischen Philosophen Slavoj Zizek "nicht von radikalisierten Muslimen aus, die unter den Flüchtlingen sein mögen, sondern von den radikalisierten Einheimischen, die die Flüchtlinge abwehren wollen".
In einem Interview für die Tageszeitung "neues deutschland" verweist der Wissenschaftler insbesondere auf Deutschland und Frankreich, wo es eine zunehmende Polarisierung zwischen Parteien der Mitte und der extremen Rechten gebe. Ursächlich für die Flucht von Millionen Menschen sei der globale Kapitalismus, so Zizek, dringendste Aufgabe sei daher ein radikaler ökonomischer Wandel. Um das derzeitige Chaos in der Migrationsbewegung zu bewältigen, kann sich Zizek einen Einsatz des Militärs zur Unterstützung der überforderten zivilen Stellen vorstellen: "Nicht als Macht gegen einen Feind, sondern so, wie es auch bei Naturkatastrophen hilft." Vor allem fordert er einen Bruch mit der political correctnes und "heuchlerischen Selbstbezichtigungen". Europa sollte selbstbewusst seine Errungenschaften, wie individuelle Freiheitsrechte, die Gleichberechtigung der Frauen, soziale Sicherungen und das Gewaltmonpol des Staates verteidigen. "Daran müssen sich Flüchtlinge halten, weil wir das, was hier oft unter Schmerzen erkämpft worden ist, nicht preisgeben sollten." Dieser Tage erschien in deutscher Übersetzung eine aktuelle Polemik Zizeks unter dem Titel »Der Neue Klassenkampf. Die wahren Gründe für Flucht und Terror«.
Quelle: neues deutschland (ots)