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Medienkonzerne betrügen Allgemeinheit

Archivmeldung vom 14.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Mondlandung: Archive sind "public domain" Bild: gemeinfrei
Mondlandung: Archive sind "public domain" Bild: gemeinfrei

Viele Firmen, darunter auch namhafte Medienkonzerne wie NBC Universal, Al Jazeera und Discovery Communications missbrauchen gewerbemäßig die Urheberrechte-Regelung von YouTube. Die Unternehmen lassen sich als Schöpfer von eigentlich der Allgemeinheit gehörendem Material eintragen und schöpfen so die Werbeeinnahmen ab oder verhindern die Verbreitung. "Das ist Diebstahl. Die Konzerne eignen sich Rechte an, die ihnen nicht gehören. Das ist ein Versuch, 'public domain' durch ungerechtfertigte Behauptungen zu verhindern", sagt Quintessenz-Obmann Georg Markus Kainz gegenüber pressetext.

Firmen wie YouTube genießen in den USA Schutz vor Urheberrechtsansprüchen, solange sie sofort reagieren, sobald eine Partei Eigentümerschaft anmeldet. Um der aggressiven Content-Industrie entgegen zu kommen, geht YouTube aber noch einen Schritt weiter. Das ContentID-Programm durchforstet die Inhalte der Google-Plattform automatisch nach Audio- und Videomaterial, an dem jemand Rechte geltend gemacht hat. Dabei kann sich praktisch jeder als Urheber von Inhalten eintragen lassen. Die vermeintlichen Rechteinhaber werden automatisch informiert, sobald Kopien ihres angeblichen geistigern Eigentums bei YouTube hochgeladen werden.

YouTube bietet den Opfern von Rechteverletzungen zwei Möglichkeiten. Sie können die eine Unterlassungsnotiz an die Uploader verschicken oder durch Werbeeinschaltungen neben den betreffenden Videos Geld verdienen. Das System sollte eigentlich eine Art Friedensangebot an die Musik- und Filmindustrie sein. Teile genau jener Branchen haben aber anscheinend einen Weg gefunden, ContentID zu missbrauchen. Die Firmen melden dazu bei YouTube Urheberrechte für Material an, das als "public domain" veröffentlicht wurde, also allen Nutzern kostenlos zur Verfügung steht.

Diese Praxis ist mittlerweile weit verbreitet. Es gibt sogar Musikrechteinhaber, die Rechte an Stummfilmen geltend gemacht haben. "Die Industrie verzerrt durch die Verhinderung der Verbreitung von gemeinfreien Inhgalten den Wettbewerb und versucht, ein Unterhaltungsmonopol durchzusetzen", so Kainz.

Regierungsmaterial

Netz-Aktivist Carl Malamud hat vor kurzem einen Bericht zu den Praktiken seitens Teilen der Content-Industrie verfasst, wie der Guardian berichtet. Malamud sammelt auf eigene Rechnung Audio- und Videomaterial, das von der US-Regierung erstellt wurde. Solche Inhalte sind laut US-Recht von vornherein als public domain klassifiziert. Malamuds Initiative FedFlix hat große Probleme, da hunderte Firmen Rechte an ihren Inhalten angemeldet haben. Dagegen vorzugehen, ist sehr schwierig.

YouTube erlaubt Einsprüche nur in drei Fällen: Wenn das hochgeladene Material nicht dasselbe ist, wie jenes, das beanstandet wurde. Wenn der wahre Rechteinhaber eine schriftliche Bestätigung der Rechtmäßigkeit verfasst oder wenn es sich um eine Urheberrechtsverletzung handelt, die unter die "fair use"-Klassifizierung fällt.

Unzureichende Bestimmungen

Dass eine Partei unberechtigte Ansprüche geltend macht, hat Google offensichtlich nicht bedacht. In den FedFlix-Fällen handelt es sich nicht um das falsche Material. Es gibt keinen Rechteinhaber, der eine schriftliche Erlaubnis erteilen könnte und es besteht keine Urheberrechtsverletzung, die als "fair use" kategorisiert werden könnte.

FedFlix hat also keine Handhabe, um gegen Unrecht vorzugehen. Dazu kommt, dass der YouTube-Account von NetFlix von den Pseudo-Rechteinhabern denunziert werden kann, was Bestrafung durch YouTube zur Folge hat. Das kann dazu führen, dass FedFlix keine Inhalte mehr als gemeinfrei markieren kann. "Die Vorgehensweise der Industrie ist eine Unverschämtheit und zeigt, dass es hier kein Interesse an einem besseren Angebot für Kunden gibt. Den Firmen geht es nur um Profit, egal zu welchem Preis", sagt Kainz.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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