Markus Lanz: "Für meinen Sohn und meine Frau will ich ein Held sein, wenn der Rest mich als Deppen sieht, ist es auch in Ordnung."
Archivmeldung vom 12.12.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZDF-Moderator Markus Lanz geht mit seinen Kritikern hart ins Gericht. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagt er, der Augenblick, als er den Zuschlag für die Sendung "Wetten, dass...?" bekommen habe, sei für ihn "kein Tag der Freude" gewesen. Denn, so Lanz zum stern, "ich wusste, dass ich auf eine Lichtung rausgehe, und die Typen sitzen schon da mit gespannter Flinte". So habe ihn das Politmagazin "Der Spiegel" schon "erledigt, bevor die erste Minute gesendet war".
Lanz kritisiert in dem Gespräch auch das Bashing im Internet. "Wenn der Shitstorm kommt, müssen Sie in der Lage sein, gedanklich einfach mal die Spülung zu drücken." Lanz weiter: "Wenn Sie das nicht tun, gehen Sie kaputt."
Die ständigen Attacken auf "Wetten, dass...?" erklärt sich der Moderator so: Die Sendung sei der "große Platzhirsch", und jeder wisse, wenn er den angreife, bekomme er Aufmerksamkeit, "kriegen die Onlinemedien die gottverdammten Klicks, die sie brauchen - für Werbung. Es ist ein Geschäft." Lanz zum stern: "Es geht um Angebot und Nachfrage. Um knallharte Zahlen. Ums nackte Überleben."
Markus Lanz, unter dem die Quote von "Wetten, dass...?" auf den historischen Tiefstand von zuletzt 6,5 Millionen Zuschauer gesunken ist, sieht sich "nicht als Verlierer". Er findet es vielmehr schade, "dass man Millionen Menschen etwas kaputtschreibt". Der Moderator: "Wenn Sie dauernd den Untergang herbeischreiben, dann kriegen Sie ihn auch."
In dem Gespräch gibt der 44-Jährige auch eigene Fehler zu. Über die umstrittene Szene mit dem Hollywood-Star Gerald Butler, der sich während des Mallorca-Specials Eiswürfel in den Schritt kippen musste, sagt Lanz heute: "Das hätten wir nicht machen sollen." Auch die vieldiskutierte Limbo-Szene sieht er jetzt selbstkritisch: "Am liebsten wäre ich aus der Arena gerannt."
Seine bisherige "Wetten, dass...?"-Moderation bewertet der Südtiroler so: "Wir haben tolle Momente erlebt. Es kam aber auch so, wie ich es mir in meinen schlimmsten Albräumen ausgemalt habe." Zum Schluss sei in der Zeile "Fack ju, Lanz!" bei "Bild.de" "noch mal der ganze Hass in seiner reinsten Form hochgekommen". Lanz: "Wenn Sie keine guten Nerven haben, dann dürfen sie das nicht machen." Alles in allem sei er ein "sehr privilegiertes Mitglied dieser Gesellschaft". Lanz: "Ich fühl mich als Glücksschwein".
In dem Gespräch mit dem stern geht Lanz auch auf seine Jugend ein. Er sei in armen Verhältnissen aufgewachsen. "Ich hatte kein Geld, um coole Jeans zu kaufen. Wir Kinder trugen die alten Klamotten von Touristen auf. Da fühlt man sich Scheiße." Lanz: "Wenn Sie aus so Verhältnissen kommen wie ich: Da willst du raus. Ich hatte keinen Bock, für den Rest meines Lebens arm zu bleiben."
Die Vermutung, dass die "Wetten, dass...?"-Sendung an diesem Samstag in Augsburg vielleicht seine letzte sein könnte, hält er für "völligen Quatsch". Lanz im stern-Interview: "Jetzt aufzuhören, wäre uncool. Schon um ein paar Leute aus der Meute zu ärgern, muss ich weitermachen. Das Wichtigste aber ist: Es gibt Millionen von Menschen, die diese Sendung lieben."
Die mediale Dauerkritik an seinem Auftreten kontert Land mit den Worten: "Handle ich mit Waffen oder verkaufe ich Frauen? Was mach' ich denn? Fernsehen." Für sein Seelenheil sei nur eines wichtig: "Dass ich für meinen Sohn und meine Frau ein Held bin, und wenn der Rest mich als Deppen sieht, ist es auch in Ordnung."
Quelle: Gruner+Jahr, stern (ots)