Papst reagiert nicht auf kontroversen Brief
Archivmeldung vom 24.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIst der Vatikan in Erklärungsnot? Bislang wartet der deutsche Filmverleiher Udo Grube vergeblich auf einen Antwortbrief vom Papst. Grube hatte Papst Benedikt XVI. am 15. Mai 2006 die provokante Frage gestellt: „Sind wir alle Gott?“ Nicht nur Benedikts Enzyklika „Deus caritas est“ (Gott ist Liebe) hatte Grube zu dieser Annahme verleitet. Auch bei genauerer Betrachtung der Bibel entpuppt sich, was auf den ersten Blick als Blasphemie erscheint als berechtigte Frage.
Beispiele: „Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" fragt der Apostel Paulus (1 Kor 3,16) und Johannes sagt: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh 4,16). Aus diesen Bibelversen folgt, dass jeder Mensch etwas Göttliches in sich trägt. „Bin ich also Gott?“ fragte der deutsche Filmverleiher Udo Grube aus Heimsheim in seinem Brief an Papst Benedikt XVI. Der Geschäftsführer der Horizon Film Distribution GmbH hat die höchste Instanz der katholischen Kirche um eine Bewertung seines kontroversen Dokumentarfilms „What the Bleep do we know?“ gebeten. Die zentrale Botschaft des Films „Du bist Gott“ beruht auf Interviewsequenzen mit Naturwissenschaftlern und Gehirnforschern, die anhand neuester Forschungsergebnisse bestätigen, dass sich jeder Mensch als eine Art Schöpfer seine eigene Realität beziehungsweise Welt erschafft.
Grube glaubt, dass ihm der Papst beipflichten würde, dass sich jedoch die katholische Glaubensgemeinschaft mit naturwissenschaftlichen Errungenschaften erfahrungsgemäß sehr schwer tut. In der Enzyklika „Deus caritas est“ warnt Benedikt XVI. vor der um sich greifenden Verherrlichung des bloßen Leibes, denn er versteht den Menschen als zweieiniges Wesen, in dem Geist und Materie zu beiderseitigem Nutzen ineinander greifen. Filmverleih-Chef Udo Grube: „Interessanterweise ähnelt dieser Gedanke den filmischen Inhalten von Bleep, die gerade von kirchlicher Seite immer wieder angegriffen werden.“ Und er betont: „Die jeweilige Erfahrung der Realität hängt weniger von äußeren Umständen ab, sondern vielmehr von der spirituellen Erkenntnis und Bereitschaft eines jeden Menschen, der Schöpfer seiner alltäglichen Lebenswelt zu sein.“ Oder wie es der Papst in einem Radiointerview zum Weltjugendtag formulierte: "Von einer großen Liebe und Erkenntnis getragen zu sein, ist nicht etwa ein Gepäck, sondern sind Flügel." Grube hat ihn verstanden – auch ohne Brief aus Rom.
Vierzehn Wissenschaftler und spirituelle Gelehrte geben in „What the Bleep do we know?“ verblüffende Antworten auf die Frage nach dem menschlichen Wissen über die Realität. Dabei bedienen sie sich der neuesten Forschungserkenntnisse – von der Quantenphysik bis hin zur Hirnforschung. Regisseur William Arntz ist es gelungen, diese Inhalte auf anschauliche Art und Weise zu vermitteln. Computeranimierte Visualisierungen von Peptiden, Neuronen, Zellen, Energiefeldern und Atomen bringen dabei auf den Punkt, wie jeder Mensch seine Erfahrung der menschlichen Realität verändern kann.
Es folgt der Brief an den Papst von Bleep-Filmverleiher Horizon im Wortlaut:
„Heiliger Vater,
ich schicke Euch heute zusammen mit diesem offenen Brief einen Film, der die Gläubigen in ganz Deutschland spaltet. Der eine Teil des Publikums kann die wissenschaftlichen Inhalte dieses Kinofilms mit seinen religiösen Überzeugungen vereinbaren. Ein größerer Teil der Zuschauer stellt jedoch mit dem Film die christliche Kirche und Ihren Glauben in Frage. „What the Bleep do we know!?“ lautet der Titel des kontroversen Dokumentarfilms, der ein neues Verständnis des menschlichen Daseins proklamiert. „Du bist Gott“, ist die provokanteste Behauptung seiner Filmemacher. Ich habe in der ganzheitlichen Interpretation des Neuen Testaments eine Bestätigung für diese Theorie gefunden. So sagt doch Jesus im Evangelium des Johannes (Kapitel 14, Vers 20): „An dem selben Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“
„What the Bleep do we know!?“ verbindet die Einheit von Gott, Jesus und den Menschen mit den neuesten Erkenntnissen der Quantenphysik und Gehirnforschung. Die Botschaft lautet: Jeder Mensch erschafft sich seine eigene Welt. Der Film bietet damit eine Hilfestellung für die Gestaltung des alltäglichen Lebens, in dem die Kraft der Gedanken eine größere Rolle spielen sollte – frei nach dem Motto: Mach dich selber stark. Nur wer an sich selbst glaubt, der kann auch seine Umwelt von sich überzeugen. Auch hier habe ich Parallelen zu Bibeltexten gefunden. Nach seinen Wunderheilungen fordert Jesus wiederholt die Geheilten auf, gegenüber anderen nicht von ihrem früheren Leid zu berichten (Lukas 5, 14 / 8, 56, Markus 7, 36). Dadurch sollen sie sich meiner Meinung nach einer negativen Beeinflussung durch die Umwelt entziehen. Und damit will Jesus ganz im Sinne der neuen Bleep-Philosophie einem Rückfall in die Krankheit vorbeugen.
Als
deutscher Filmverleiher von „What the Bleep do we know!?“ interessiert
mich Eure Meinung, denn nach dem durchschlagenden Erfolg in den USA hat
der Dokumentarstreifen in Deutschland besonders großen Zuspruch
erhalten. Die unterschiedliche Bewertung durch christliche Instanzen
veranlasst mich, Euch nun um eine offizielle Stellungnahme zu ersuchen:
Wie bewertet Eure Heiligkeit die Inhalte von „What the Bleep do we
know?!“ Ich übersende Euch eine Filmkopie zur Ansicht und freue mich
auf Eure hoffentlich aufgeschlossene Antwort. Hochachtungsvoll, Udo
Grube (Horizon Filmverleih Distribution GmbH).“
Quelle: Pressemitteilung EYECANSEE ® Communications GmbH & Co. KG