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Karoline Herfurth: Besetzte Häuser waren mein Kinderparadies

Archivmeldung vom 05.07.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Karoline Herfurth, 2012
Karoline Herfurth, 2012

Foto: Tsui
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Karoline Herfurth ("Fack ju Göhte") beklagt die schrumpfenden Freiräume von Kindern. "Bei uns war es völlig selbstverständlich, dass man ab der zweiten, spätestens ab der dritten Klasse allein zur Schule gefahren ist und dabei noch die kleinen Geschwister im Gepäck hatte", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Nachmittags ist man mit Freunden rumgestromert und hatte dabei einen riesigen Radius. Da wussten die Eltern eben nicht so genau, wo man gerade war. Alle fanden das ganz normal."

Für die im Nachwende-Berlin aufgewachsene Schauspielerin waren die besetzten Häuser das Paradies: "Wir waren oft in Prenzlauer Berg, wo damals noch überall diese Punkhäuser waren. In der Dunckerstraße waren relativ viele besetzte Häuser. Die haben wir natürlich mit Begeisterung durchstromert. Da sind wir bis auf die Dächer rauf." Angst vor den Punks hatte sie schon damals nicht: "Als Kind hab ich die als sehr behütend wahrgenommen. Wir mussten uns an den Punks vorbeischleichen, aber nicht, weil sie unfreundlich zu uns gewesen wären. Sie wollten uns einfach aus einem sehr vernünftigen Beschützerinstinkt heraus nicht aufs Dach lassen - zu Recht, das war ja auch gefährlich", sagte die 30-Jährige. "Angst hatten wir höchstens vor den Hunden, aber meistens waren auch die sehr kinderlieb. Die Häuser waren das reine Kinderparadies, sehr bunt, überall gab es was zu sehen. Schade, dass es das heute nicht mehr gibt."

Die freie Pädagogik ihrer Kindheit sieht Herfurth auch im Kinderfilm "Rico, Oskar und die Tieferschatten" verwirklicht, der ab dem 10. Juli im Kino zu sehen ist: "Ich finde darin eine These wieder, die ich aus der Sozialisationstheorie kenne: Ein Kind braucht eine Person, die verrückt nach ihm ist, um eine stabile Sozialisation ermöglicht zu bekommen. Egal ob Mann, Frau, Vater oder Mutter." Ob die Schauspielerin selbst inzwischen Mutter ist, lässt sie weiterhin offen: "Ich sage grundsätzlich nichts dazu." Ihre Diskretion begründet sie auch mit dem Erfolg der Komödie "Fack ju Göhte": "Es ist definitiv so, dass ich viel mehr erkannt und angesprochen werde. Mein privater Radius ist deutlich enger geworden. Beruflich ist es total toll, privat hat es Auswirkungen, die ich beachten muss."

Nachdem der Film von Bora Dagtekin über sieben Millionen Zuschauer ins Kino gelockt hat, soll es bald eine Fortsetzung geben. Ob Hilfslehrer Zeki dabei vor den Schülern zurück ins Gefängnis flieht, beschäftigt auch Hauptdarstellerin Herfurth alias Referendarin Lisi Schnabelstedt: "Wenn ich das nur wüsste! Ich frage Bora Dagtekin, den Autor und Regisseur, wöchentlich. Aber es weiß noch niemand, wann wir drehen und was passiert. Ich bin genauso neugierig wie alle anderen - und weiß noch nicht mal, wie viel von Lisi Schnabelstedt zu sehen sein wird."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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