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Matthias Habich über den Bühnen-Lockdown: "Damit fehlt uns die Seele der Welt"

Archivmeldung vom 05.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/EMOTION Verlag GmbH/Julia von der Heide"
Bild: "obs/EMOTION Verlag GmbH/Julia von der Heide"

"Diese Zeit ist schrecklich." So beschreibt Schauspieler Matthias Habich die auftritts- und drehfreie Corona-Zeit. "Aber nicht nur für mich, plötzlich wird alles noch seelenloser und blöder. Die Dummheit ist ja ohnehin schon belastend und gerade wird sie noch blöder und stärker. Theater, Musik, Literatur, alle Künste sind plötzlich stillgelegt und damit fehlt uns die Seele der Welt. Covid-19 dringt vergiftend ins Gemüt", sagt Habich im Interview mit EMOTION.

Diesen Monat wird Habich in der Verfilmung von Ferdinand von Schirachs neuem Stück "Gott" zu sehen sein. Glaube spielt auch im Leben des 80-Jährigen eine wichtige Rolle, die Kirche tut das nicht mehr. "Ich komme aus einem evangelischen Haushalt, mit einem Vater, der im Kirchenvorstand war. Wir vier Jungs mussten da natürlich zum Gottesdienst antanzen. Ich habe mich dann oft raus geschlichen und lieber Kaulquappen im Fluss nebenan gefangen. Mir hat schon damals weder der Ton des Pastors noch der Inhalt der Predigt behagt. Es war eher eine Familienvorführung vor der Gemeinde", erzählt der gebürtige Danziger.

Wegen dieser Erfahrung gar nicht zu glauben - das wäre für den Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande allerdings keine Option: "Um ein lupenreiner Atheist zu sein, muss man schwindelfrei sein. Mir wird bei der Vorstellung, es gäbe keinen Gott, schwindelig. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass da nichts ist." Habich findet Orientierung im Glauben. "Ich kenne Situationen, in denen ich mit dem Rücken zur Wand stehe und mich an Gott lehne. Ich bin nicht so ein mutiger Mensch, dass ich behaupten kann, das Leben funktioniert für mich ganz ohne Gott."

Sein Verhältnis zu den Religionen bleibt dabei zwiespältig; "Kirchen, Synagogen, Moscheen sind gesellschaftsverbindende Einrichtungen. Ohne sie wäre es vielleicht noch schlechter um unsere Gesellschaft bestellt. Aber religiöse Gemeinschaften können auch ausgrenzend und vernichtend agieren."

Quelle: EMOTION Verlag GmbH (ots)


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