Almila Bagriacik: Ich möchte mit dem Tatort alt werden
Archivmeldung vom 12.08.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAlmila Bagriacik (32), Schauspielerin, möchte möglichst lange Teil des Kieler Tatort-Teams bleiben: "Ich möchte gerne mit dem Tatort alt werden. Ich finde es schön, eine Rolle über sehr lange Zeit zu entwickeln und später die Leute sagen zu hören: Die Sahin, das war mal eine richtig coole Sau", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Im Tatort aus Kiel spielt Bagriacik an der Seite von Axel Milberg die Ermittlerin Mila Sahin. Ihr sei es wichtig, "dabeizubleiben und ein großes Publikum zu erreichen, weil wir wichtige Themen behandeln", fügte die 32-Jährige hinzu. "Deshalb komme ich gerne auch mit den Zuschauern in eine Kommunikation und führe das nach der Ausstrahlung über Instagram auch weiter. Da gehe ich dann live, die Zuschauer können Fragen stellen, und da hole ich mir auch gerne die Kritik ab, sei es positiv oder negativ. Wenn es konstruktiv ist, versuche ich auch immer, es in der nächsten Folge zu berücksichtigen."
In ihrer Berliner Schrebergartensiedlung seien viele Nachbarn Tatort-Fans, erzählte Bagriacik weiter. Deshalb habe sie schon überlegt, "ob ich nicht eine Tatort-Flagge hochziehe und wir gemeinsam ein Public Screening machen. Bei uns wohnen auch ehemalige LKA-Beamte, die jetzt Rentner sind und den Tatort auf seine Glaubwürdigkeit überprüfen. Sie lieben Axel Milberg und finden es deshalb auch toll, dass ich ausgerechnet im Kieler Tatort mitspiele".
Sie schätze den Tatort aber auch, "weil ich damit bei einem Zehn-Millionen-Publikum vermutlich auch Menschen erreiche, die Angst vor dem Fremden haben. Und ich möchte sie erreichen und ihnen diese Angst nehmen." Insgesamt glaube sie nicht, das Deutschland in den letzten Jahren fremdenfeindlicher geworden sei, sagte die im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Berlin übergesiedelte Schauspielerin: "Es hat sich meiner Meinung nach in alle Richtungen intensiviert. Auf der einen Seite wachsen viel Liebe, Offenheit und Interesse an Unterschiedlichkeit, und auf der anderen Seite kommen Angst, Unsicherheit und Frustration auf. Ich versuche, dieses Thema nicht mehr so emotional zu betrachten, weil ich merke, dass es viel mit mir macht. Es hilft mir, nicht alles zu generalisieren, sondern zu versuchen, das Herz der Menschen zu sehen und zu hören. Früher fühlte ich mich davon angegriffen, wenn mich jemand fragte, wo ich herkomme. Aber ich möchte aus dieser Haltung raus und will nicht, dass alles gleich einen rassistischen Ton bekommt, wenn es aus positivem Interesse entsteht, weil es nicht dem eigentlichen Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit dient."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)