Günther Küblböck spricht über das Drama um seinen Sohn Daniel: "Für mich ist das staatlich unterlassene Hilfeleistung"
Archivmeldung vom 06.12.2018
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Freigeschaltet durch André OttKnapp drei Monate ist es her, dass der Sänger und ehemalige "Deutschland sucht den Superstar"-Kandidat Daniel Küblböck von Bord eines Kreuzfahrtschiffes gesprungen ist - bei stern TV hat der Vater des Sängers, Günther Küblböck, massive Kritik an Politik und Behörden geübt: "Es ist gesellschaftlich-politisch gewollt, dass man psychisch Kranke mehr oder weniger sich selbst überlässt, oder den Angehörigen. Die sollen sich darum kümmern und möglichst keinen belästigen", sagte Küblböck bei stern TV. Für den Vater des Sängers ist im Hinblick auf das Drama um seinen Sohn klar: "Natürlich hätte das verhindert werden können. Für mich ist das staatlich unterlassene Hilfeleistung."
Bereits einige Monate vor seinem Verschwinden ist Daniel Küblböck teilweise auffällig, zeigt sich mitunter aggressiv und verwirrt. Ein Neurologe diagnostiziert nach einer Untersuchung im August "wahrscheinlich eine akute Episode einer schizophrenen Psychose." Auch Günther Küblböck fällt auf, dass Daniel sich verändert: "Das war schon so, dass das ein neuer Daniel war. Wenn er mit mir oder der Familie gesprochen hat, dann hat er immer normal mit bayrischem Dialekt gesprochen. Und dann hat er immer ganz hochdeutsch und mit einer Frauenstimme gesprochen, und so habe ich ihn vorher nicht gekannt." Die Veränderungen werden immer dramatischer: "Er hat dann Momente gehabt, wo er dann auch in seiner Wohnung oft laut geworden ist, rumgeschrien oder etwas zertrümmert hat. Aber das war wirklich wie eine Psychose, die sich dann ganz stark entwickelt hat."
Bereits Anfang August wendet sich Günther Küblböck an die Behörden, erzählt von seinen Beobachtungen: "Erst mal haben wir mit der Polizei gesprochen, dann mit dem Ordnungsamt, dann mit dem Betreuungsgericht. Auch mit dem Gesundheitsamt habe ich damals telefoniert, und es wurde mir eigentlich immer das Gleiche gesagt: 'Es geht immer nur, wenn die Person selbst mitmacht'." Grund dafür ist die Rechtslage in Deutschland: Eine Zwangsbehandlung, die gegen den Willen der Betroffenen stattfindet, ist nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung möglich. Für Günther Küblböck eine frustrierende Erfahrung: "Man fühlt sich nicht nur machtlos, man ist auch machtlos. Das wird einem ja ganz klar gesagt, dass man selbst nichts unternehmen kann."
Auch der Psychiater Dr. Manfred Lütz sieht die derzeitige Gesetzeslage kritisch: "Wenn jemand akut wahnhaft ist, dann muss man aus meiner Sicht auch handeln, dann ist das eine Frage der Humanität", sagte der Leiter eines Kölner Fachkrankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie bei stern TV. Schizophrene Patienten würden nur selten einer Behandlung zustimmen: "Das Problem ist: Wenn jemand nicht krankheitseinsichtig ist, dann lässt er sich auch nicht behandeln. Und das führt dazu, dass Menschen lange unbehandelt mit ihrer Krankheit leben müssen, bis dann ein Zustand eintritt, wo sie dann selbst- oder fremdgefährdend werden. Das ist sehr problematisch und dauert manchmal sehr lange." Lütz würde in akuten Wahnmomenten lieber früher eingreifen können: "Die meisten Patienten sind dankbar für die Zwangsbehandlung. Das sagen sie aber nicht in einer akuten Situation, sondern häufig erst im Nachhinein. Wenn sie sagen: 'Gott sei Dank bin ich da zwangsuntergebracht worden und habe nicht mein Leben ruiniert.
Quelle: STERN TV (ots)