ROG zum Internationalen Tag der Pressefreiheit: Ohne Pressefreiheit bleiben Opfer unsichtbar
Archivmeldung vom 30.04.2009
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Freigeschaltet durch HBZum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai lenkt Reporter ohne Grenzen (ROG) den Blick auf die "Leerstellen", die entstehen, wenn Medien nicht frei berichten dürfen. Mit der neuen Kampagne "Ohne Pressefreiheit bleiben Opfer unsichtbar" stellt ROG die Folgen von Zensur, Verfolgung von Journalistinnen und Journalisten und Angriffen gegen Medien in den Mittelpunkt.
Mit einer Protestaktion vor dem Brandenburger Tor am 2. Mai (Bildtermin 11 Uhr) zeigt ROG, was es heißt, wenn Berichterstattung unterdrückt wird. Es wird eine Käfig-Installation zu sehen sein, darin: Menschen in Notsituationen, die kein Gesicht mehr haben - wehr- und namenlose Opfer.
"Korruption, Amtsmissbrauch, religiöse, ethnische oder sexuelle Verfolgung von Menschen - viele Verbrechen bleiben im Dunkeln, wenn niemand den Opfern ein Gesicht und eine Stimme gibt. In Ländern wie Mexiko, Russland, Pakistan oder Italien setzen Reporter/innen ihr Leben aufs Spiel, wenn sie Missstände öffentlich machen", so ROG-Geschäftsführerin Elke Schäfter.
"Wir fordern zum Internationalen Tag der Pressefreiheit einen besseren Schutz von Medien und ihren Mitarbeiter/innen. Auch in Kriegszonen müssen Journalistinnen und Journalisten ungehindert recherchieren können: Reporter/innen haben denselben Status wie Zivilisten, das müssen Armeen und bewaffnete Gruppen respektieren", erklärt Elke Schäfter weiter.
Auf einer neuen zum 3. Mai veröffentlichten Liste der "Feinde der Pressefreiheit" benennt ROG die 40 repressivsten Akteure und Institutionen.
Darunter sind nicht nur Regierungen, sondern auch paramilitärische und terroristische Gruppen, Rebellen und kriminelle Netzwerke. Ein Beispiel ist Mexiko mit großen Drogenkartellen in Tijuana, Sinaloa, Ciudad Juárez und der Golf-Region: Die Hälfte der mindestens 46 seit dem Jahr 2000 in Mexiko ermordeten Journalistinnen und Journalisten haben zum Thema Drogenhandel und den dahinter stehenden kriminellen Netzwerken recherchiert.
Auch in Italien geraten Medienmitarbeiter/innen in die Schusslinie, wenn sie über mafiöse Gruppen berichten. Das Land rangiert deswegen neu auf der "Liste der Feinde der Pressefreiheit". Zehn Journalistinnen und Journalisten stehen derzeit unter Polizeischutz.
Das Ausmaß und die Folgen von Menschenrechtsverstößen wie in Sri Lanka, Afghanistan, Irak oder Somalia sind oft schwer auszumachen, weil unabhängige Berichterstatter/innen keinen Zutritt zu den Regionen haben. "Ganze Landstriche sind 'blinde Flecken der Informationen': Wir können die Lebenssituation der Menschen nur erahnen", so Michael Rediske, Vorstandssprecher von ROG.
"Besonders dramatisch ist die Situation derzeit in den pakistanischen Stammesgebieten und der Provinz Belutschistan an der Grenze zu Afghanistan. Mit vier getöteten Journalisten im Jahr 2009 ist Pakistan derzeit das gefährlichste Land für Medienmitarbeiter/innen", erklärt Michael Rediske.
In Konfliktregionen wird es für Journalistinnen und Journalisten immer schwieriger zu berichten. Informationskontrolle ist zu einem strategischen Ziel vieler Armeen und bewaffneter Gruppen geworden. Zudem geraten Medienmitarbeiter/innen schneller in die Schusslinie. Im Irak sind beispielsweise in sechs Jahren, von 2003 bis 2009, zweimal mehr Medienmitarbeiter/innen getötet worden (225) als in 20 Jahren Vietnam-Krieg von 1955 bis 1975 (102).
"Ohne Pressefreiheit bleiben Opfer unsichtbar.": Das Thema geht uns alle an. Wenn Journalistinnen und Journalisten nicht berichten können, ist eine freie Meinungsbildung nicht mehr möglich, gibt es keinen friedlichen Austausch von Interessen, kann keine stabile demokratische Gesellschaft entstehen. "Politik und Gesellschaft müssen sich gleichermaßen für das hohe Gut der Pressefreiheit einsetzen", fordert Michael Rediske.
Die vollständige Liste der "Feinde der Pressefreiheit" sowie Fotos der ROG-Aktion vor dem Brandenburger Tor (Platz des 18. März) werden am 2. Mai, 13.00 Uhr, unter www.reporter-ohne-grenzen.de veröffentlicht.
Quelle: Reporter ohne Grenzen