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Ex-"Tatort"-Kommissar beklagt Kluft zwischen Bundeswehr und Bevölkerung

Archivmeldung vom 17.06.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.06.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Deutsche Soldaten mit G36.
Deutsche Soldaten mit G36.

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der ehemalige "Tatort"-Schauspieler und Bundeswehr-Reservist Gregor Weber sieht "leider immer noch" eine Kluft zwischen Bundeswehr und Bevölkerung. "Das Hauptproblem ist: Der Bundeswehr gelingt es nicht, in die Bevölkerung zu tragen, dass sie eine Einsatzarmee geworden ist", sagte der Schauspieler der "Welt am Sonntag". Dabei sei der Ernstfall "total nah gerückt". "Früher war der Einsatz etwas Diffuses, wahnsinnig weit weg", sagte er. Heute sei es für jeden Soldaten eine klare Perspektive, dass er irgendwann ins Ausland gehe. "Sie handeln im Auftrag des Parlaments und sind sogar bereit, ihr Leben zu riskieren, um andere zu schützen." Diese Verbindung fehle vielen Menschen, gerade in Bezug auf die Einsätze.

Weber setzt sich derzeit als Reservist in Afghanistan dafür ein, diese Verbindung zu verbessern: Der 44-Jährige arbeitet seit Ende April als Pressefeldwebel im Feldlager Kundus. Er wolle mit diesem Engagement auch ein Signal setzen. "Wenn ich als Zivilist vom Einsatz erzähle, hören die Menschen vielleicht noch anders zu als bei einem Berufssoldaten." Er selbst sei mit seinem Plan im Bekanntenkreis auch auf kritische Reaktionen gestoßen. Deswegen gebe es noch "Diskussionsbedarf", wenn er zu Hause sei. "Weil ich finde, dass uns kein Ort dieser Welt egal sein kann", sagte der zweifache Vater. Diese Verantwortung nähmen Soldaten wahr, wenn sie in Einsätze gingen, im Auftrag des Parlaments seien sie sogar bereit, ihr Leben zu riskieren, um andere zu schützen. "Man muss für Soldaten keine roten Teppiche ausrollen", sagte Weber.

Aber Verständnis für den Einzelnen sei angebracht. "Wenn sie unter erheblichen Strapazen einen Auftrag erfüllen, der über ihren Kopf entschieden wird, sollten sie sich dafür nicht rechtfertigen müssen." Die mangelnde Verbindung habe stark mit dem Wegfall der Wehrpflicht zu tun. "Es gibt nicht mehr diesen Austausch, nicht mehr die jungen Männer, die für kurze Zeit in der Armee sind und `draußen` darüber erzählen", sagte der Schauspieler.

Weber leistete Ende der 80er-Jahre Grundwehrdienst bei der Marine. "Danach hatte ich lange keinen Kontakt mehr zur Bundeswehr, bin aber interessiert geblieben." Irgendwann habe er festgestellt: "Die machen ja heute etwas völlig anderes als wir damals, zu Zeiten des Kalten Krieges."

Im Zuge der Recherchen für ein Buch und eine "Tatort"-Folge, die sich über Afghanistan-Rückkehrer drehte, habe er dann näher herausfinden wollen, wie sich diese Armee durch die Einsätze wandelt, und mit Wehrübungen begonnen.

Nach den viereinhalb Monaten in Afghanistan will Weber ein neues Buch schreiben. "Diese ganzen Eindrücke muss ich aber erst mal sacken lassen." Auf jeden Fall werde er einen "Riesen-Rucksack" mit nach Hause nehmen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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