Hype des User-generated Content ist vorbei - Internet und Broadcast sind keine Gegensätze mehr
Archivmeldung vom 08.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittInternet und Broadcast sind keine Gegensätze mehr, sondern das Fernsehen ist bereits ein wichtiger Teil des Internets, so das Fazit der Veranstaltung „Broadcast goes Internet" beim Kongress der Medienwoche am Montagnachmittag.
Die attraktivsten Inhalte des Internets, die großen Marken, großen Themen, neue Formate kommen von den klassischen Medien. Der Hype des User-generated Content sei vorbei, qualitativ hochwertige Inhalte und Servicefreundlichkeit werden zunehmend von den Usern gefordert, so das einmütige Urteil der Diskussionsteilnehmer der ansonsten kontroversen Debatte unter Leitung von Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur sueddeutsche.de.
Gerhard Schaas, Vorstand der Loewe AG und Vorsitzender der Deutschen TV-Plattform, verteidigte die Konzepte der Hybrid-TV-Anbieter, den Fernseher nicht nur als Abspielgerät des Internets zu nutzen, sondern neue hybride Inhalte anzubieten. Die Chance der Hybrid-Fernseher, die auch auf der IFA vorgestellt werden, läge nicht in der Vielfalt, sondern in der Beschränkung, so Schaas.
Christopher Schläffer von der Deutschen Telekom bezeichnet die Vernetzung verschiedener Vertriebswege und Plattformen über das Internetprotokoll als „revolutionär". Das IPTV, in das die Telekom massive investiere, verändere die klassischen Verwertungsketten und ermögliche neue Geschäftsmodelle, bis hin zu einer individualisierten Werbung.
Für Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL Interactive, werden ein Livestreaming zum PC und lineares IPTV allein die Mediennutzung nicht revolutionieren. Erst wenn die spezifischen Vorteile der IP-Welt einbezogen werden, wie z.B. Adressierbarkeit und Rückkanalfähigkeit, werden neue Produktwelten geschaffen, die neben dem Medium Fernsehen eine neue Relevanz erreichen können.
Jürgen Doetz, Präsident des VPRT, mahnte gleiche Wettbewerbsbedingungen für das klassische Fernsehen und das Internet an. Solange private Sender unter massiven Regulierungen und Beschränkungen in der klassischen TV-Welt leiden, während im Internet kaum Restriktionen bestünden, würden die die privaten Sender in ihrer Entwicklung behindert. Die Gerätehersteller, so Doetz, dürften sich mit den Hybrid-Fernsehern nicht zu Plattformbetreibern entwickeln und damit neue Geschäftsmodelle der privaten Programmanbieter behindern. Das Internet müsse auch über die neuen hybriden TV-Geräte diskriminierungsfrei verbreitet werden.
Lutz Marmor, Intendant des NDR, betonte die Notwendigkeit, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinen Angeboten im Internet präsent ist. „Wir probieren im Moment, welche unserer Inhalte die größte Akzeptanz im Internet finden". Keiner wisse, wohin die Reise gehe. Eines sei aber jetzt schon klar, dass der Bedarf an hochwertigen Inhalten zunehme.
Neue Nutzungsformen wie Internet oder Mobil, so Jürgen Hopfgartner von MTV Networks, erfordern nicht unbedingt neue Formate. Inhalte, die im klassischen TV funktionieren, würden auch im Internet stark nachgefragt, wenn sie an die unterschiedlichen Rezeptionsbedingungen angepasst werden. Die neuen Möglichkeiten, die Hybrid-Fernseher und IPTV bieten, zwängen allerdings die TV-Sender, ihre Distributionsstrategien zu überdenken, denn neue TV-Inhalte würden heute bereits weltweit zeitgleich über das Internet konsumiert.
Das Zusammenwachsen von Broadcast und Internet zwinge auch Service- und Softwareanbieter wie Microsoft, so Dr. Dorothee Ritz von Microsoft Deutschland, zu neuen Kooperationen mit Content- und Telekommunikationsanbietern. Viele Anregungen erhalte das Internet inzwischen auch aus der Games -Branche, die auch neue Werbeformen ermöglichen.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) statt.
Quelle: Medienboard Berlin-Brandenburg