Medientage München: Verlage setzen neue Akzente im Web
Archivmeldung vom 21.10.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutschsprachige Medienhäuser überarbeiten derzeit ihre Onlinestrategien. Dies ist ein wesentliches Fazit des zweiten Kongresstages der diesjährigen MEDIENTAGE MÜNCHEN. So kündigte Ulrich Reitz, Chefredakteur des WAZ Online-Portals "Der Westen", einen umfassenden Relaunch des Angebots an. Zudem startet der Verlag vier neue Portale, dabei handelt es sich um die eigenständigen Internet-Präsenzen der Zeitungen "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Westfalenpost", "Neue Ruhr Zeitung" und "Westfälische Rundschau". Schon jetzt erreiche "Der Westen" weit über die Hälfte der User über die Suche nach den bestehenden Zeitungsmarken.
Bei der künftigen Refinanzierung ihrer Online-Angebote spielen Bezahlinhalte offenbar nur noch eine untergeordnete Rolle. Dies machte Philipp Welte, Vorstand bei Hubert Burda Media, deutlich: "Ich glaube wenig an Paid-Content-Phantasien. Es ist fast unmöglich, Menschen für die Inhalte im Web zahlen zu lassen". Stattdessen setzen die Macher auf einen breit angelegten Erlösmix. "Es wird ein großes Puzzle, wie wir künftig Medien finanzieren", ergänzte Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de. Der überwiegend werbefinanzierte Online-Auftritt der Süddeutschen Zeitung meldete auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN den Sprung in die Gewinnzone.
Um ihre Position nachhaltig zu stärken, setzen Anbieter jetzt auf eine Qualitätsoffensive und fordern von der Politik verbindliche Leistungsschutzrechte. "Unser Online-Produkt ist heute viel schlechter als die Zeitung", so die selbstkritische Einschätzung von Dr. Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien bei der NZZ. "Als Digitaler ist man immer noch das Schmuddelkind". Die Qualität der Online-Inhalte müsse deutlich gesteigert werden. "Wir müssen heute versuchen, rund um die Uhr viel mehr News in Zeitungsqualität zu machen", so Hogenkamp weiter. Zugleich erwarten die Verleger klare Regeln zum Leistungsschutz ihrer Inhalte. "Ein solches Gesetz muss es geben, so steht es Koalitionsvertrag", machte Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer des Zeitverlages, auf dem Online-Gipfel der MEDIENTAGE MÜNCHEN deutlich.
Uneinig sind sich die Experten über die künftige Bedeutung von Apps im Rahmen ihrer Digital- Strategien. Während Esser hier beispielsweise größere Chancen sieht, warnt Hogenkamp vor überzogenen Erwartungen: "Die Leute verrennen sich, was das iPad angeht".
Quelle: Medientage München (ots)