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Bonner Philosoph Markus Gabriel begrüßt "religiös entkerntes" Weihnachten

Archivmeldung vom 23.12.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.12.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Viele Einwohner Deutschlands sehen in den letzten Jahren einen starken Wandel der Gesellschaft durch Gesetze, Verordnungen und Taten (Symbolbild)
Viele Einwohner Deutschlands sehen in den letzten Jahren einen starken Wandel der Gesellschaft durch Gesetze, Verordnungen und Taten (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Bonner Philosoph Markus Gabriel sieht ein "religiös entkerntes" Weihnachtsfest als Vorteil für die Gesellschaft. "Im Feiertagskalender ist es, aufs ganze Jahr bezogen, ein Problem, dass die meisten Feiertage christlich codiert sind. Was wir als plurale Gesellschaft bräuchten, wären geteilte Rituale möglichst aller Staatsbürger", sagte Gabriel dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Es komme darauf an, "den zivilreligiösen Glauben zu nähren, dass die Demokratie nicht nur eine Ansammlung von Verfahren ist, sondern eine - auch spirituelle - Verbundenheit untereinander", so der Philosoph. Dies könnte Aufgabe eines "Leitkulturministeriums" sein. "Ich wäre sofort dafür, wenn ein solches Ministerium es als seine Hauptaufgabe sähe, die Pluralität der Gesellschaft abzubilden. Ein Leitkulturministerium, so Gabriel weiter, "müsste die Rolle Nathans des Weisen aus Lessings Drama spielen, dem heute aktuellsten Stück überhaupt: Bei Lessing sorgt die jüdische Stimme dafür, dass die beiden anderen Weltreligionen nicht übereinander herfallen." Als eine "charmante Idee" nannte Gabriel die Einführung eines "Nathan-der-Weise-Feiertags".

Angesichts des wachsenden Antisemitismus sieht Gabriel Deutschland "zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte an einem kritischen Punkt". Der Antisemitismus sei immer da gewesen. "Aber wenn man als Jude oder Jüdin in Deutschland beständig Angst haben muss, dann wird es ernst. Und das erlebe ich bei meinen jüdischen Freundinnen und Freunden in zunehmendem Maße."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)


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