Hubert Burda: Als deutscher Verleger kann man mit Yahoo! nicht wetteifern
Archivmeldung vom 01.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Verleger Hubert Burda schätzt die Chancen deutscher Verlage als gering ein, eine führende Stellung im internationalen Internetgeschäft zu erlangen. "Als deutscher Verleger kommen Sie nicht zum Zug, wenn Sie mit einem amerikanischen Unternehmen wie Yahoo! wetteifern müssen", sagt Burda der ZEIT.
So
sei es der Hubert Burda Media nicht gelungen, Anteile an Flickr, der
heute weltgrößten Internet-Plattform für Fotos, zu erwerben, obwohl
man früh um das Start-up gewusst habe. "Wir wären gern eingestiegen",
sagt Burda. Flickr gehört heute zu Yahoo!
Gleichzeitig sieht Burda sehr wohl die Chance, sich in Europa an
"Internet-Marktplätzen und Communitys" zu beteiligen, "die auch in
Übersee erfolgreich werden können". Als Beispiel nennt er die Firma
Abebooks aus Köln, die mehrheitlich zu Burda gehört und heute das
weltweit größte Online-Antiquariat ist.
Generell hält es Burda "kaum für machbar", dass revolutionäre
Internetfirmen wie die Suchmaschine Google oder das Video-Portal
YouTube in etablierten Konzernen entstehen. "Manche im Unternehmen
sagen, wir sollten jetzt ein paar Garagenfirmen aufmachen. Aber ich
bin mir nicht sicher, ob wir die Unternehmenskultur dafür haben."
Zur Zukunft der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel sagt Burda:
"Zeitschriftenmacher müssen schauen, was sich dadurch verändert, dass
ein so schnelles Medium wie das Internet entstanden ist. Sie müssen
sich fragen: Haben Nachrichtenmagazine wie Spiegel oder Focus die
gleiche Funktion wie früher? Wie kann man mit einer Ausgabe am Montag
noch die Agenda für die Woche setzen?" Auf die Frage, ob die seit gut
einem Jahr zu beobachtenden Auflagenverluste der Magazine direkt mit
dem Reichweitengewinn der zugehörigen Online-Angebote zusammenhängen,
sagt Burda: "Das würde ich so sehen."
Über seine eigene Zukunft und die von Helmut Markwort und Jürgen
Todenhöfer an der Spitze des Burda-Verlags sagt der Verleger: "Wir
haben unsere Vorstellungen, und die lassen sich sicher nicht mit dem
Wort 'ewig' beschreiben." Eines spräche allerdings für alte
Konzernlenker wie etwa den US-Medien-Tycoon Rupert Murdoch, der Mitte
70 ist. "In bewegten Zeiten ist es ganz gut, wenn man 40 Jahre
Berufserfahrung hat, damit man nicht verrückt wird und nicht zu
schnell auf alles aufspringt ... Im Übergang zum digitalen Zeitalter
braucht man momentan viel Klugheit."
Am Donnerstag und Freitag dieser Woche treffen sich die Mitglieder des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin zu ihrem jährlichen Kongress. Dort geht es fast ausschließlich um die Frage, wie sich die Verlage auf das digitale Zeitalter einstellen können.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT