Mädchen erfährt bei «Popstars» von Tod der Mutter
Archivmeldung vom 16.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDer tragische Fall löst heftigen Protest aus: Abseits der laufenden Kameras, aber so, dass alle es mitbekommen, wird eine Teilnehmerin einer Casting-Show über den Herzinfarkt ihrer Mutter informiert.
Die Folge wird zwar erst am Donnerstagabend ausgestrahlt. Aber schon vorher verursacht die Episode der Casting-Show «Popstars» einige Aufregung. Darin nämlich erfährt eine der Kandidatinnen, dass ihre Mutter an einem Herzinfarkt gestorben ist. Die 16-Jährige wird dafür hinter die Kulissen und ans Telefon gebeten, wo ihr Vater ihr die schlimme Nachricht mitteilt, wie die «Bild»-Zeitung berichtet.
Vor laufender Kamera allerdings informiert der Casting-Coach Detlef D! Soost auch die übrigen Bewerber über den tragischen Fall. In der «Bild»-Zeitung kritisiert ein Medienexperte, dass auf diese Art das private Schicksal ausgebeutet werde. Der ausstrahlende Sender ProSieben lässt dagegen verkünden, man habe sich gefragt, was das Beste für die betroffene Teenagerin sei und dementsprechend gehandelt. Diese sei sehr zufrieden damit, wie man verfahren sei.
CDU-Generalsekretär Roland Pofalla betrachtet den Vorfall als Zeichen der Verwahrlosung in manchen TV-Sendungen. Das Beispiel mache ihn fassungslos. Einem 16jährigen Mädchen im Rahmen einer Show mitzuteilen, dass ihre Mutter verstorben sei, hält er für zynisch. ProSieben habe hier jedes Verantwortungsgefühl vermissen lassen und sei seiner Fürsorgepflicht nicht gerecht geworden. Er fordere den Sender auf, die entsprechenden Stellen nicht auszustrahlen und das Mädchen zu schützen - auch vor sich selbst.
Der Fall zeige, dass Deutschland dringend eine gesellschaftliche Debatte über die Qualität des Fernsehens brauche: «Es ist gut, dass Marcel Reich-Ranicki eine solche Debatte angestoßen hat.»