Charlotte Roche: "Alles, was mir Spaß macht, gönne ich mir im Zweifelsfall nicht"
Archivmeldung vom 04.11.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Für mich ist Wellness, wenn ich die Heizung auf eins drehe und einmal kurz die Füße dran halte", erzählt Charlotte Roche im Interview mit dem Frauenmagazin EMOTION (Ausgabe 12/15). Sich selbst etwas Gutes tun - das ist nicht einfach für die Autorin. "Ab und zu gehe ich zur Thai-Massage und denke, das ist der Himmel auf Erden. Aber das mache ich nicht mal einmal im Jahr. Alles was mir Spaß macht, gönne ich mir im Zweifelsfall nicht", so die 37-Jährige.
Die gebürtige Britin sei grundsätzlich "viel zu streng" mit sich. Auch fühle sie sich nicht wert, geliebt zu werden - und kennt auch einen Grund dafür: "Da ist sicher ganz früh das Urvertrauen abgemurkst worden. In meiner Kindheit zählte nur Leistung. Meine Eltern haben mir nie vermittelt: Wir lieben dich - egal ob du was auf die Reihe kriegst."
Für ihre eigenen Kinder versuche die Moderatorin ruhiger zu sein, als es ihre Eltern waren. "Sie haben die Partner gewechselt, sobald Probleme auftauchten und sind ständig umgezogen. Für mich ist das heute die größte Herausforderung: zu bleiben - bei meinem Mann, in unserer Stadt. Ich hätte früher nie gedacht, dass das so schwierig ist, so viel Selbstbeherrschung braucht", sagt die in zweiter Ehe lebende Roche.
Ein vermeintlich positiver Effekt der erarbeiteten ständigen Selbstkontrolle: Fettnäpfchen passieren ihr nur selten. "Ich bin sehr neidisch auf Menschen, die sich gehen lassen können. Wenn ich jemandem begegne, der sich nicht selbst die ganze Zeit drangsaliert und einschränkt, denke ich, der ist ein Außerirdischer", so die Wahl-Kölnerin.
Im Privaten scheint das Multitalent hingegen weniger beherrscht: "Bei PMS-Schüben werde ich total wütend, raste aus, schieße übers Ziel hinaus und sage Dinge, die ich gar nicht so meine." Auch als Autorin zeigt sie sich empfindlich. "Ich behaupte sowieso, Künstler sind extrem sensibel bis geistesgestört."
Mit dem Begriff "Glücks-Phobiker" könne sie "sehr viel" anfangen: "Ich habe große Angst, zu glücklich zu sein. Ich würde nie sagen, mir geht es rundherum gut, weil ich denke, dann kommt die Bratpfanne des Schicksals und zieht dir eins über den Hinterkopf. Auch wenn ich Atheistin bin: Diesen kranken, alttestamentarischen Gedanken vom strafenden Gott, den kriege ich nicht aus mir raus", erzählt Charlotte Roche im EMOTION-Interview.
Quelle: EMOTION Verlag GmbH (ots)