"Es gibt immer noch sexuelle Belästigungen" - Regisseurin Anika Decker und Schauspieler Elyas M´Barek über die dunklen Seiten des deutschen Filmgeschäftes
Archivmeldung vom 08.07.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAnlässlich des Kinostarts ihres gemeinsamen Films "Liebesdings" erzählen Decker und M´Barek von den Veränderungen, die #Metoo und Diversity ausgelöst haben. "Es ist schon viel passiert, aber besonders was queere Themen angeht, ist da noch viel Arbeit. Dasselbe gilt für die Gleichstellung, da hat unsere Branche noch viel aufzuholen. Es gibt zwar immer mehr Regisseurinnen und Autorinnen, aber die Gagen sind zum Beispiel noch sehr ungerecht verteilt", so Elyas M`Barek, 40.
Auf die Frage, ob es im deutschen Filmgeschäft noch Fälle von #MeToo und sexuellen Belästigungen gäbe, die nicht öffentlich sind, antwortet Anika Decker mit "ja" , und "keine der Frauen, die erlebten Missbrauch öffentlich gemacht haben, hat davon profitiert. Im Gegenteil." Und Elyas M´Barek sagt: "Ich kann aber auch viele verstehen, die das nicht erzählen wollen. Die haben Angst davor, abgestraft zu werden oder keine Rollen mehr zu bekommen."
Unverständnis äußert M´Barek über die Diskussion der kulturellen Aneignung und der Forderung, dass nur schwule Schauspieler schwule Rollen spielen sollten. "Warum das? Das ist doch albern. Schwule dürfen nur noch Schwule spielen? Es heißt doch Darsteller, man stellt jemanden dar, das ist das Wesen des Schauspiels."
Anika Decker, die 2010 wegen einer Nierenbeckenentzündung und Blutvergiftung acht Tage im Koma lag, sagt dem stern über die Zeit "Es war nicht klar, ob ich das überlebe. Und danach brauchte ich Jahre, um wieder voll einsatzfähig zu sein. Aber davon sollte niemand etwas wissen in der Filmbranche. Ich wollte nicht, dass es heißt: Die Decker, die bringt es nicht mehr."
Decker, die auch die Drehbücher der Kino-Hits "Keinohrhasen" und "Zweiohrkücken" schrieb, hatte im Frühjahr vor Gericht erreicht, dass Regisseur Til Schweiger und der Filmverleih Warner Bros. die Gewinne beider Filme offenlegen muss, weil Decker sich nicht ausreichend am Gewinn beteiligt sah. Im stern sagt sie dazu: "Das ist ein Präzedenzfall. Das wird das Urheberrecht wieder stärken. Ich weiß von ein paar Personen, die aufgrund dieses Urteils auch Recht bekommen haben. Es hat sich also gelohnt, zu kämpfen."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)