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Ein Nachruf auf Georg Immanuel Nagel

Archivmeldung vom 25.03.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.03.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Immanuel Nagel, Archivbild Bild: AUF1 / Eigenes Werk
Immanuel Nagel, Archivbild Bild: AUF1 / Eigenes Werk

Vor über einer Woche erreichte uns die schockierende Nachricht über den Tod unseres Kollegen Georg Nagel. Nach wie vor sind die Umstände dieses viel zu frühen Todes unklar. Aus berufenem Munde kam aber nun ein ausführlicher Nachruf von seinem väterlichen Freund Christian Zeitz, der Georg besonders nahe stand. Dies schreibt die AUF1-Redaktion.

Weiter erklärt sie: "Zeitz und Nagel waren beide Mitglieder im Vorstand des Wiener Akademikerbundes, der sich als „Österreichs älteste konservative Denkfabrik“ versteht. Lesen Sie nachfolgend den ungekürzten und sehr persönlichen Nachruf von Mag. Zeitz auf Georg Immanuel Nagel.

Nachruf auf Georg Immanuel Nagel 

Vor genau einer Woche ist Georg Immanuel Nagel gestorben. Es erübrigt sich festzustellen, dass er uns unerwartet verlassen hat, wie man in einer solchen Situation zu sagen pflegt, denn er war wenige Tage zuvor gerade einmal 37 Jahre geworden.

Und es ist keinesfalls nur ein schneller, sondern ein gerechtfertigter Trost, dass er trotz seiner Jugend bereits auf eine große Zahl von Aktivitäten, Schriften, Vorträge und anderen schöpferischen Hervorbringungen zurückblicken konnte, die sehr wohl und ohne Pathos als eine Art Lebenswerk bezeichnet werden können. Denn all seine Bemühungen, seien sie schriftlicher, mündlicher oder aktionistischer Natur, drückten sein Weltbild, seine Wertvorstellungen und seine Vision einer guten gesellschaftlichen und kulturellen Zukunft aus.

Obwohl er als Persönlichkeit den einen oder anderen Widerspruch zu verkörpern schien, war seine Vision einer blühenden und harmonischen Volksgemeinschaft jedenfalls weitgehend konsistent. Dem widerspricht nicht die Tatsache, dass er sich die Inspirationen für sein Weltbild und seine Gesellschafts- und Moralvorstellungen aus ganz unterschiedlichen Quellen beschaffte: aus der griechischen und römischen Götter- und Mythenwelt, aus dem Strom altgermanischer bzw. deutscher Heldenverehrung, aus den Positionen der amerikanischen Alt-Right-Bewegung, aus dem Themenspektrum altösterreichischer Literatur, aus dem Provokationsfundus rechter Hippies und Kulturtreibender sowie nicht zuletzt aus dem Kondensat säkularisierter christlicher Moralvorstellungen.

Georg war gebildet, aber nicht ausgebildet, kundig, aber nicht altklug, wissend, aber nicht detailverliebt, informiert, aber nicht informationsgläubig. Als überzeugter Studienabbrecher sog er für ihn relevante Informationen aus verschiedensten Quellen auf und wagte sich, besonders auch in den letzten Jahren, an die allerschwierigsten Themen für seine Vorträge und Artikel: an historische Querschnittsanalysen, an geopolitische Fragen, an komplexe wissenschaftspolitische Probleme, wie zuletzt in seinem Vortrag über Transhumanismus im Wiener Akademikerbund.

Georg war keineswegs nicht nur Ideologe, sondern ein geradezu begnadeter Aktivist vor dem Herrn. Nachdem er sich in seiner Studentenzeit als Diskjockey verdingte, war er später als Pegida-Sprecher, als Organisator einiger von ihm selbst initiierter Demonstrationsformate („Luegerplatz“, Anti-Muezzin-Demo, …) und schließlich als glühender Kämpfer für den Lebensschutz und das klassisch-christliche Familienideal tätig, wofür ihn der mittlerweile verstorbene, legendäre Pro Vita-Präsident Alfons Adam gewonnen hatte („Marsch für die Familie“). Als unbeugsamer Freigeist focht er mit vielen Gleichgesinnten gegen den Dämon der politisch korrekten Zensur, gegen die heute allgegenwärtigen Sprach- und Benennungsverbote und für die Meinungs- und Gesinnungsfreiheit.

Georg war jedoch durchaus auch ein Mann der bodenständigen Praxis: Er fand im Wiener Akademikerbund eine Heimat und war sich dort für keine auch noch so anstrengende organisatorische oder auch körperlich-logistische Arbeit zu gut. Er gründete als Kenner der Bedeutung von dauerhaften Strukturen und Institutionen eine eigene Studentenverbindung. Und er war jahrelang erfolgreicher Journalist und Redakteur – zuletzt hochaktiv als Mitwirkender des Aufbaues des alternativen Fernsehsenders AUF1-TV.

Er schien robust und zielstrebig zu sein: Zwei Tage vor seinem Tod rief er den Schreiber dieser Zeilen aus Berlin an und berichtete ihm euphorisch von den erfolgreichen Vorbereitungen eines neuen Medienprojektes, in dem er eine zentrale Rolle spielen sollte.

Aber er war innerlich verletzlich, weich und wohl auch verzweifelt, weil ihm die Verwirklichung seines privaten Lebensideals bis zuletzt nicht gelungen war. Der geradezu manisch aktive Vorreiter für die patriotische Identität der österreichischen Kulturgemeinschaft (siehe seine regelmäßige Demo am 26. Oktober) konnte sein Ziel gesetzter privater Bürgerlichkeit und Verantwortungsbereitschaft nicht erreichen. Das tut mir als väterlicher Freund besonders weh, und ich hoffe und bete, dass ihm der Herrgott seinen spätpubertären Reflex gegen das Katholische nachsieht und ihm Einlass in den Himmel gewährt, damit er sich nicht vorher zu lange in Walhalla bewähren muss. Denn schließlich hieß Georg mit zweitem Vornamen Immanuel („Gott ist mit uns“).

Viele junge Rebellen sind als feinsinnige Gedanken- und Kulturträger zu früh gestorben, weil sie dem Druck ihrer eigenen Mission letztlich nicht gewachsen waren: Heinrich von Kleist (34), Janis Joplin (27), Amy Winehouse (27). Ist Georg Immanuel Nagel (37) einer von ihnen?

Christian Zeitz am 25. März 2023"

Quelle: AUF1.info

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