Medienkrimi über die Rolle von stern TV und Günther Jauch
Archivmeldung vom 23.03.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSensationshascherei im Münchner Boulevardblatt TZ, Personenverwechselungen bei Bildern aus US-amerikanischen Foltergefängnissen - wie anfällig sind Medien für Manipulationen? Genau diese Frage beschäftigte exakt vor einem Jahrzehnt über ein Jahr lang die deutsche Öffentlichkeit.
An dieses in Vergessenheit geratene Kapitel deutscher
Mediengeschichte erinnert Thomas Pritzl in seinem Buch DER FAKE- FAKTOR
- Spurensuche im größten Betrugsfall des deutschen Fernsehens.
Der Autor und Medienexperte, der lange Jahre für die
Medienberichterstattung der Wirtschaftswoche zuständig war, zeigt,
wie sich 1996 eine Affäre um gefälschte TV-Reportagen zum größten
Skandal in der deutschen TV-Geschichte aufschaukeln konnte. Im Januar
des Jahres entlarvte die Staatsanwaltschaft den freien Journalist
Michael Born als mutmaßlichen Betrüger. 23 manipulierte TV-Beiträge
soll er in erster Linie an stern TV verkauft haben, dessen Moderator
Günther Jauch die Fälschungen Millionen Zuschauern als authentische
Sensationen verkaufte.
Der Medienkrimi rekonstruiert von der Entdeckung der Fakes bis zur
Verurteilung Borns einmalige Ereignisse, die Medien, Politik und
Zuschauer ein Jahr lang in Atem hielten und die Glaubwürdigkeit des
Journalismus im Mark erschütterten. Angesprochen wird die
Mitverantwortung des TV-Magazins, dem in der Urteilsbegründung
fehlende Sorgfalt bei der Kontrolle der Beiträge bescheinigt wurde
und das sich nur durch Vertuschungen aus der Affäre ziehen konnte.
"Das Thema wird auf authentische Weise erstmals im Zusammenhang
dargestellt", sagt Klaus Bednarz, Ex-Chef des WDR-Magazins Monitor
und damals größter Kritiker von Günther Jauch.
Jauch und seine Redaktion gehen dem Skandal bis heute aus dem Weg
- zuletzt in einem Rückblick auf 20 Jahre Privatfernsehen, den Jauchs
Produktionsfirma I&U für RTL produzierte. "Während darin Pleiten,
Pech und Pannen aus den beiden letzten Jahrzehnten Privatfernsehen
ausführlich zur Sprache kamen, wurde der Skandal mit keinem Wort
erwähnt", erklärt Pritzl, "für mich ist dies ein Fall von
Geschichtsklitterung."
Quelle: Pressemitteilung Kopaed Verlag