Peter Härtling: "Erwachsene waren für mich das Allerletzte"
Archivmeldung vom 25.08.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Schriftsteller Peter Härtling, 80, hatte als Kind kein gutes Verhältnis zu Erwachsenen. "Erwachsene waren für mich das Allerletzte. Weil ich merkte, dass sie politisch verlogen waren. Dass sie wegdrückten, wofür sie gelebt und gestritten hatten", sagt er im Interview mit dem Magazin NIDO (Ausgabe 09/14). "Das ging gegen mein Gesetz. Das habe ich den Erwachsenen nie verziehen."
Der Vater von vier Kindern und Großvater von acht Enkelkindern nahm sich daher vor, Kinder als eine Art Verbündete zu sehen. Seine Töchter und Söhne waren auch daran schuld, dass er anfing, neben Literatur für Erwachsene Kinderbücher zu schreiben. "Ich war so enttäuscht von den Büchern, die meine Kinder lasen. Ponymädchenbücher! Und die endlosen Hannis und Nannis. Furchtbar."
Den Eltern von heute steht er zum Teil kritisch gegenüber: "Die Kinder werden übermäßig geschützt, aber sie werden vor allem getrieben: Mach das! Sei das! Heute Tennis, morgen Schach." Obwohl der größte Teil der Erziehungsarbeit immer noch an den Müttern hänge, sei auf die jungen Väter halbwegs Verlass. "Ich stelle fest, dass die Väter in meinem Umfeld aufs Eindrucksvollste das tun, was ich nicht getan habe: Sie kümmern sich um die Kinder, sie wickeln und füttern, sie springen in der Nacht ein, wenn die Kinder schreien und wenn die Kinder krank sind."
Quelle: Gruner+Jahr, Nido (ots)