Neuer Intendant des Berliner Ensembles: "Theater darf in politisch aufgewühlten Zeiten kein Klassikermuseum sein!"
Archivmeldung vom 20.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer neue Intendant des Berliner Ensembles Oliver Reese setzt auf das Schauspielertheater: "Im Mittelpunkt des Theaters steht der Schauspieler", sagte Reese im kulturradio vom rbb. Mit diesem Konzept habe er schon in Frankfurt am Main das Publikum begeistert. Für ihn zähle in der Kunst Dynamik, sagte Reese weiter. "Es sind Gegensätze interessant, auf laut kommt leise, nach riesiger Bühne im Schauspiel Frankfurt kommt ein intimes, gleichwohl im Zuschauerraum ja gar nicht kleines Haus und ein herrliches Kammertheater, ein Sprechtheater, bei dem man nur 2-3 Schauspieler auf der Bühne braucht.
Insofern freue ich mich auf einen totalen Wechsel im Ausdruck und ich kann sagen, meine alte Liebe zu Stoffen, die man fürs Theater finden muss, die ist in den letzten Jahren immer stärker geworden. Ich finde, Theater darf ganz entschieden in so politisch aufgewühlten Zeiten, in denen wir leben, nicht mehr das Klassikermuseum sein, dass es lange Jahre war!"
"Das Haus hat Platznot, das große Intendantenbüro bekommen die Assistenten, da sitzen demnächst 6 Leute drin und ich nehme ein anderes Zimmer. Ich brauche einen richtigen Arbeitsplatz, ich brauche keinen Thron, ich brauche einen Arbeitsplatz mit einem Computer drauf. Ich brauche auch keinen leeren Tisch, worauf er so stolz ist, sondern einen Tisch, auf dem ganz viele Stücke liegen werden und Manuskripte, also ich arbeite so richtig oldschool."
Oliver Reese wird ab Herbst dieses Jahres neuer Intendant am Berliner Ensemble und Nachfolger des streitbaren Claus Peymann. Beim Schauspiel Frankfurt, dessen Intendant Reese zur Zeit noch ist, hat er die Besucherzahlen verdoppelt.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)