Benesch über Metoo: "Danach wurde es viel einfacher"
Archivmeldung vom 27.02.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Foto: Martin Kraft
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Die Schauspielerin Leonie Benesch sieht durch die Metoo-Bewegung spürbare Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der Filmbranche für Frauen. Dennoch gäbe es bei der Darstellung weiblicher Charaktere noch viele Baustellen, sagte sie dem evangelischen Kirchenmagazin "Chrismon".
Früher habe sie sich oftmals unsicher in von Männern dominierten
Filmproduktionen geführt, so die Darstellerin. Mittlerweile habe sich
das Arbeitsklima gewandelt: "Als junge Frau zu sagen, das möchte ich
nicht, das hätte ich mich vor Metoo eher nicht getraut. Danach wurde es
viel einfacher."
Allerdings gebe es nach wie vor zu wenige
substanzielle Rollen für Frauen, sagte Benesch. "Warum gibt es
eigentlich so wenig Geschichten für Frauen über 45? Warum haben wir als
Gesellschaft entschieden, dass die nicht erzählenswert sind?" Männer,
auch höheren Alters, seien immer noch deutlich stärker repräsentiert.
Jedoch
traue sich die gebürtige Hamburgerin mittlerweile, mehr Einfluss auf
die Darstellung von Frauen in den Produktionen, an denen sie mitwirkt,
einzufordern. "Wie sind Frauen dargestellt? Ist es genau beobachtet? Ist
es gut geschrieben? Wenn jemand ein klischeehaftes, dummes, veraltetes
Bild von einer Prinzessin aufschreibt, dann interessiert mich das
nicht." Einfluss nehme sie, wann immer sie könne. Dennoch sei es ihr
lieber, den Autoren zu vertrauen.
Weiter erzählte die
Schauspielerin auch von den Vorbereitungen zu ihrem jüngsten Film
"Heldin". Darin spielt Benesch eine Krankenpflegerin. Der Schlüssel zur
Figur sei für sie dabei eine möglichst routinierte Einarbeitung in die
alltäglichen Handgriffe gewesen: "Meine Wohnung in Zürich war voll mit
Spritzen, Flüssigkeiten und Schläuchen, damit ich lernen konnte, wie man
die aufreißt, wie man sie zusammensteckt, wie man Katheter anschließt,
bis ich alle Abläufe in- und auswendig konnte."
Wichtig sei
jedoch, regelmäßig Abstand von der Rolle zu bekommen. "Wenn man den
ganzen Tag nur redet, kann es passieren, dass man aufhört, in seinem
Körper zu wohnen. Um das zu vermeiden, macht es Sinn, sich morgens
einmal richtig viel zu bewegen und dann zwischendrin auch immer wieder
zu dehnen und zu strecken." Sonst könne es passieren, dass man "ein
sprechender Kopf vor einem Regal" werde, so die Schauspielerin.
Benesch
ist seit 2007 als Darstellerin in Film und Fernsehen tätig. Bekannt ist
sie unter anderem für ihre Rollen in der Serie "Babylon Berlin" und dem
Film "Das Klassenzimmer". Für letztere gewann sie 2023 den Deutschen
Filmpreis als beste Hauptdarstellerin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur