ZDF-Intendant Bellut verwahrt sich gegen Einflussnahme der Politik
Archivmeldung vom 02.12.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtNach dem Interview-Streit zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka hat sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen Einflussnahme aus der Politik verwahrt. Bellut sagte "Bild am Sonntag": "Wir sind in unserer journalistischen Arbeit unabhängig, egal wer in Berlin regiert."
Gleichzeitig nahm er Slomka gegen die scharfe Kritik von CSU-Chef Horst Seehofer in Schutz: "Marietta Slomka ist eine hervorragende Journalistin und ein Aushängeschild für das ZDF." Bellut räumte Seehofer, der auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist, grundsätzlich das Recht auf Kritik ein: "Selbstverständlich sollen und können Gremienmitglieder Kritik am Programm äußern." Im Fall des umstrittenen Gabriel-Interviews vom Donnerstag teile er sie aber nicht: "In einem Live-Interview kann es auch mal zur Sache gehen. Ganz unbeteiligt war Herr Gabriel auch nicht."
Empörung löste Seehofer mit seiner ZDF-Kritik bei der Opposition aus. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten Selbstherrlichkeit vor: "Fürst Seehofers Verständnis von Pressefreiheit und Einfluss der Politik auf die öffentlich-rechtlichen Sender ist erschütternd." Man dürfe gespannt sein, "in welchen Formen sich die anbahnende Arroganz der großen Koalition noch ausdrücken wird".
Der Medienkritiker und Buchautor Hans-Peter Siebenhaar ("Die Nimmersatten: Die Wahrheit über das System ARD und ZDF") forderte gar Seehofers Rückzug aus dem ZDF-Verwaltungsrat : "Die Schützenhilfe von Seehofer für Gabriel demaskiert die Haltung der Parteien zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie betrachten ARD und ZDF als ihr Quasi-Eigentum."
Sollte Seehofer per SMS und Brief Druck auf das ZDF ausüben, "wäre das ein Beweis für eine unzulässige Einmischung in die redaktionelle Unabhängigkeit". Siebenhaar weiter: "Es wird Zeit, dass Parteivorsitzende aus Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verschwinden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur