Deutsche Krebshilfe: Alle Serien und Filme mit Raucherszenen ins Nachtprogramm verbannen
Archivmeldung vom 06.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, will Filme mit Rauchszenen ins Nachtprogramm der Fernsehsender verbannen. Das berichtet die "Heilbronner Stimme". Nettekoven schlägt für deutsche Sender die Einführung einer Richtlinie vor, "wonach Filme und Serien mit Rauchszenen erst im Nachtprogramm ausgestrahlt werden. Dadurch wären wesentlich weniger Kinder und Jugendliche den Rauchszenen in Filmen ausgesetzt.
Dies wäre ein deutliches Signal der Fernsehsender, dass sie den Jugendschutz wirklich ernst nehmen." Eine Vielzahl von Studien belege, "dass Jugendliche, die häufig Filme mit rauchenden Stars sehen, später auch häufiger zur Zigarette greifen", sagte er der Zeitung. Nettekoven sagte weiter: "In der Tat drängt sich der Eindruck auf, dass das Rauchen in deutschen Filmen wieder zugenommen hat. In zahlreichen Krimis greift der Kommissar zur Zigarette. Besonders beunruhigend ist dabei, dass häufig schon im Nachmittags- und Vorabendprogramm geraucht wird, da diese Sendungen oft von Kindern und Jugendlichen gesehen werden. So wird beispielsweise in der beliebten TV-Serie »Lindenstraße« nicht nur häufig geraucht, sondern das Rauchen auch durchweg positiv dargestellt."
Auf die Frage, ob er Erkenntnisse habe, dass Werbeverbote umgangen werden, sagte der Chef der Krebshilfe: "Wenn Filmstars in Filmen zur Zigarette greifen, signalisiert dies doch den Kindern und Jugendlichen zum einen etwas völlig Falsches, nämlich, dass Rauchen »cool« und » in« sei. Andererseits wird dadurch in der Tat indirekt für ein Produkt geworben, für das im Fernsehen nicht mehr geworben werden darf."
Nettekoven fordert zudem, Filme, in denen geraucht wird, nicht mehr zu fördern: "»Fack ju Göhte 2« war im Jahr 2015 mit circa 7,6 Millionen Zuschauern der kommerziell erfolgreichste deutsche Film. Er wurde mit 1,24 Millionen Euro durch den Deutschen Filmförderfonds gefördert. Ein Jahr später sahen circa 3,5 Millionen Kinobesucher den mit 900.000 Euro durch den FilmFernsehFonds Bayern geförderten Film »Willkommen bei den Hartmanns«. Beide Filme sind klassische Familienfilme, dem Genre "Komödie" zuzuordnen und enthalten viele Rauchszenen. Öffentliche Mittel für Filme oder andere Projekte einzusetzen, die dem Gesundheitsschutz entgegenstehen - und das Rauchen ist ein hoher Risikofaktor für zahlreiche Krebserkrankungen - halten wir nicht für akzeptabel."
Nettekoven fügte hinzu: "Dass es auch ohne Qualm geht, beweist beispielsweise der Film »Auf Augenhöhe«, ein mehrfach preisgekrönter Kinder- und Familienfilm, der bewusst auf rauchende Charaktere verzichtet und somit eine wichtige Vorbildfunktion, insbesondere für junge Menschen, hat. Daher wurde dieser Film von der Deutschen Krebshilfe mit dem "Rauchfrei Siegel 2017" ausgezeichnet."
Quelle: Heilbronner Stimme (ots)