Was Finanzinvestoren mit Deutschlands Printmedien machen
Archivmeldung vom 02.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs herrscht Heuschrecken-Alarm in der Medienbranche: Finanzinvestoren haben die europäischen Tageszeitungen als Kaufobjekt entdeckt. Wie die verschiedenen Konsortien auf dem Kontinent agieren und welche Strategien sie verfolgen, untersucht das Medienmagazin INSIGHT in seinem aktuellen Special "Die Heuschrecken kommen?!".
Nach dem Berliner Verlag im Jahr 2005 hat die BV Deutsche
Zeitungsholding - bestehend aus der Investorengruppe Veronis Suhler
Stevenson (VSS) und David Montgomerys Mecom-Gruppe - 2006 auch die
Hamburger Morgenpost übernommen. Während bei der Mopo erste Kürzungen
anstehen und sich redaktionelle Synergien bemerkbar machen, bleiben
Berliner Zeitung und Berliner Kurier bislang von massiven
Veränderungen verschont. Betriebsratsvorsitzende Renate Gensch
glaubt, die Strategie der Finanzinvestoren zu kennen: "Sie müssen
sich bei uns benehmen, schließlich wollen sie noch weitere Objekte
kaufen."
Kräftig eingekauft hat David Montgomery bereits im europäischen
Ausland. Rund 950 Millionen Euro investierte seine Firma Mecom in die
Übernahme von Orkla Media. Zu dem Unternehmen gehören Zeitungen aus
Norwegen, Dänemark, Schweden, Litauen, Polen und der Ukraine. Als
Orkla-Gruppenziel hat Montgomery die Steigerung der Rendite von
sieben auf 15 Prozent ausgegeben. Schaffen will der Investor das
unter anderem mit höheren Bezugspreisen und agressiverem
Anzeigenverkauf - Pläne zu Personalkürzungen gibt es nach seinen
Aussagen nicht. Tatsächlich wurden bereits eine Woche nach der
Orkla-Übernahme 55 Mitarbeiter der polnischen Rzeczpospolita
entlassen.
"Niemand kann ausschließen, dass das dicke Ende auch in Deutschland noch kommt" sagt Wolfgang Storz, früherer Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, im INSIGHT-Interview. Das Problem der Investoren sei, dass auch sie die Rendite für ihre Geldgeber reinholen müssen, so Storz.
Quelle: Pressemitteilung INSIGHT