CNN fürchtet Facebook mehr als Fox News
Archivmeldung vom 11.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer US-Nachrichtensender CNN fürchtet das soziale Netzwerk Facebook mehr als den Konkurrenzsender Fox News. Das sagte CNN-Präsident Jon Klein im Zuge des Bloomberg BusinessWeek Media Summit in New York.
Auf den Wettbewerber Fox News
angesprochen, antwortete Klein: "Die Konkurrenz, die ich wirklich
fürchte, sind soziale Netzwerke. Wir wollen die vertrauenswürdigste
Quelle sein, aber auf Facebook verlassen sich Leute auf ihre Freunde als
Nachrichtenquelle." Er sei besorgter über die 500 Mio. Facebook-User
als über die zwei Mio. Fox-Zuschauer, so der CNN-Präsident.
Kampf um Zeitbudgets
"Die Aussage Kleins ist insofern nachvollziehbar, als dass es dabei weniger um Inhalte, sondern mehr um die Zeit geht, die Menschen in den sozialen Netzwerken verbringen", meint Medienexperte Kai-Uwe Weidlich, Geschäftsführer des Medien Institut in Ludwigshafen, gegenüber pressetext. Klein beziehe sich wohl auf den derzeit erbittert geführten Kampf um die Zeitbudgets der Mediennutzer. "Wer täglich zwei bis drei Stunden auf Facebook verbringt, hat möglicherweise weniger Zeit für die Nutzung anderer Medien", vermutet Weidlich.
Geht es um seriöse
Informationen, so werden sich wirklich interessierte Zielgruppen laut
dem Medienexperten auch künftig auf bekannte Quellen wie CNN beziehen.
Ein kompletter Verzicht auf klassische Medien sei bisher nur bei einer
Minderheit der Fall. "Soziale Netzwerke sind letztlich nicht mehr als
eine virtuelle Form von Öffentlichkeit. Wer in der realen Öffentlichkeit
als starke, vertrauenswürdige Marke im Informationsbereich wahrgenommen
wird, der hat eine gute Chance, diese Rolle auch in sozialen Netzwerken
einzunehmen", so Weidlich.
Nachrichtenkrieg
Die Kabelsender fechten seit geraumer Zeit ihren Nachrichtenkrieg untereinander aus. Klein betonte daher auch, dass CNN im vergangenen Jahr das beste Ergebnis überhaupt verzeichnet habe. Außerdem würden zehn Prozent mehr Zuseher CNN einschalten als Fox News. Das Publikum des konservativen Konkurrenten würde allerdings etwas länger dran bleiben, räumte der CNN-Chef ein.
Außerdem sieht Klein den vielstrapazierten Begriff "Synergie" offenbar etwas überbewertet. Häufig würden damit Illusionen verbunden. "Wir lernen langsam, mit den Unterschieden zwischen Kabelfernsehen und Online umzugehen." CNN US soll in Zukunft die Hauptquelle für Onlinevideoangebote sein - etwa weil Geschichten, die im TV zu wenig beachtet werden, im Web mehr Aufmerksamkeit generieren könnten.
"Ein Grund, weshalb wir unseren Gewinn in den vergangenen vier Jahren verdoppeln konnten, ist die Kooperation mit verschiedenen Partnern in aller Welt", so Klein weiter. Er sprach darüber wie etwa das Kabelnetzwerk von Time Inc seine Verknüpfungen mit Time.com nutzen könne, um den Traffic über CNN-Webseiten zu steigern.
Quelle: pressetext.deutschland (Claudia Zettel)