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Neuer „Jedermann“ biedert sich dem Zeitgeist an

Archivmeldung vom 20.07.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Frau Jedermann Peta Klotzberg 2022: Xob / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0; zugeschnitten  / AUF1 / Eigenes Werk
Bild: Frau Jedermann Peta Klotzberg 2022: Xob / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0; zugeschnitten / AUF1 / Eigenes Werk

Mit dem Hauptdarsteller, der auch Männer küsst, und einem nackten Frauenteufel mit Zumpferl dürfte die morgige „Jedermann“-Premiere auf dem Domplatz in Salzburg vor allem für die heimische LGBTQ-Community ein besonderes Ereignis werden. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".

Weiter berichtet das Portal: "Warum nur, warum, ist die neue „Jedermann“-Inszenierung zu einer plumpen Anbiederung an den Zeitgeist verkommen? Lesbische, schwule, bisexuelle, transidente, queere, intergeschlechtliche und asexuelle Menschen stehen zurzeit hoch im Kurs und im Leben der Österreicher scheint LGBTIQ zurzeit allgegenwärtig zu sein ( dazu auch mein Kommentar vom 19. Juli ). Mutierte deshalb der neue Jedermann zum Bisexuellen, der nicht nur seine bauchfreie Buhlschaft, dargestellt von Valerie Pachner, abbusselt, sondern auch mit dem „Mammon“-Darsteller Mirco Kreibisch knutscht. Und läuft deshalb auch der nackte Teufel, gespielt von Sarah Victoria Frick, mit einem wackelnden Penis auf der Bühne herum?

„Jedermann“ als LGBTQ-Propaganda

Ich vermute, damit will Regisseur Michael Sturminger den strengen moralischen Inhalt des Jedermann-Werkes von Hugo von Hofmannsthal konterkarieren? Und wenn ja, warum? Ist die Botschaft des Stücks etwa auch aus der Zeit gefallen, weshalb er sich etwas Neues einfallen ließ? Aber wäre dieses Aufbegehren gegen eine klassische „Jedermann“-Inszenierung mit ihren ziemlich eindeutigen, hochmoralischen Botschaften nicht auch anders vermittelbar gewesen als durch einen „Zumpferl“-Teufel und durch einen Männermund küssenden Jedermann?

Dass dies möglich ist, haben zahlreiche enthusiastisch beklatschte Aufführungen der Vergangenheit gezeigt. Mit ihnen wurde man auch der Intention von Hofmannsthal voll und ganz gerecht. Ich weiß: Kunst muss immer Neues ausprobieren, so heißt es, und uns schmerzhafte Wahrheiten vermitteln, wie Feuilletonisten gern schwärmen. Aber ist die Tatsache, dass sich auch ein reicher Mann nichts mitnehmen kann und am Ende seiner Tage daran gemessen wird, wie viel Gutes oder Schlechtes er in seinem Leben machte, nicht ohnehin schon schmerzhalft genug?

„Zumpferl“-Teufel gegen Populismus?

Jeder Mann und auch jede Frau sollten ihr Leben so gestalten, dass sie sich auch noch im letzten Moment ihres Hinscheidens beruhigt in den Spiegel schauen und von sich sagen können: Ich habe mir nichts vorzuwerfen! Dies wäre die Lehre, die das Jedermann-Publikum auch heute noch aus Salzburg mit nach Hause nehmen kann.

Doch dies allein reicht manchen Regisseuren offenbar nicht mehr aus. Denn mit ihrer Art Kultur zu machen, wollen sie heute nicht nur altbewährte Stücke solide inszenieren, sondern gleichzeitig auch gegen ihren imaginären Feind ankämpfen, der für sie Populismus heißt. Darin sind sie sich mit den Feuilletonisten der Systemzeitungen einig. Doch inwieweit ein nacktes Teufelchen mit Zumpferl, um nur bei diesem einen Beispiel zu bleiben, zur Bekämpfung des Populismus‘ beitragen kann, ist mir schleierhaft. Eher das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein."

Quelle: AUF1.info

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