Stardirigentin Simone Young: "Nennt mich nicht Maestra!"
Archivmeldung vom 25.02.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Kultur in den Orchestern dieser Welt verändere sich, sagt Stardirigentin Simone Young im stern-Podcast "Die Boss", der diesen Mittwoch erscheint: "Die Zeiten der alten Autokraten, Männer mit langen weißen Haaren, schlecht gelaunt, die alle kritisiert und alles schlecht gefunden haben, die Zeiten sind eigentlich vorbei."
Young, 59, dirigiert seit Jahrzehnten an den führenden Opernhäusern weltweit. Ihre internationale Karriere begann, als sie mit Mitte 20 vom weltberühmten Dirigenten Daniel Barenboim als Assistentin nach Deutschland geholt wurde. Zehn Jahre lang war sie bis 2015 Intendantin der Staatsoper Hamburg und Generalmusikdirektorin der Philharmoniker Hamburg. 2022 wird sie Chefdirigentin des Sydney Symphony Orchestra - und leitet dieses Jahr schon einige Konzerte.
In ihrer australischen Heimat sei es schon am Anfang ihrer Karriere nicht so relevant gewesen, dass sie eine Frau gewesen sei, erzählt Young Podcast-Gastgeberin Simone Menne. Sie sei genervt und überrascht gewesen, dass sie in Deutschland und anderen Ländern so oft "die Erste" gewesen sei und darüber sprechen sollte. Es sei ein bisschen gewesen "wie mit einem Hund, der spricht", sagt sie, aber das sei uninteressant. "Interessant ist nur, was man sagt." Für sie zähle nur die Leistung, und dieser Gedanke setze sich auch in der Musik immer mehr durch. Dennoch werden derzeit nur eine Handvoll der 129 deutschen Berufsorchester von einer Frau geleitet.
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)