Inside-Musikmesse
Archivmeldung vom 19.03.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Steffen DittmarSteffen Dittmar war für ExtremNews am vergangenen Wochenende auf der Musikmesse 2008 in Frankfurt unterwegs, hat recherchiert, nachgefragt und Interviews geführt. Der Messebericht gibt einige exemplarische Einblicke ins Musikbusiness – vor und hinter den Kulissen.
Die kommentierte Fotostrecke und der Leitartikel
zeigen Trends und Tendenzen bei Produkten und Konzepte vor aus den Bereichen
Producing, Publishing, dem Education-Sektor, aber auch im Bereich klassischer
Musikinstrumente.
Trends, Tendenzen und Thesen
Zur Musikmesse und zur Messe Prolight & Sound kamen in der vergangenen Woche 112.000 Besucher aus 126 Ländern. Damit wurde erneut der Besucherrekord aus dem Vorjahr gesteigert. Die Atmosphäre unter den Ausstellern war über den gesamten Messezeitraum spürbar positiv und von allen Seiten heißt es, die Messe sei sehr erfolgreich verlaufen und die Auftragsbücher für die Nachmesse-Arbeit gut gefüllt. Insbesondere zeigt sich im Bereich Handel und Großprojekte, dass die direkten Kontakte und das persönliche Gespräch in internationalen Geschäftskreisen viel mehr Wirkung erzielt als dezentrale Kontakte über den großen Teich per Internet oder Telefon.
Heim-Anwender und Hobby-Musiker
im Fokus All-in-one Systeme und Konzepte von Musikproduktion bis Publishing Sehr Zielgruppen orientiert präsentierten sich viele Firmen und zeigten etwa im Bereich Producing/Publishing verschiedene Lösungen, die von der Produktion bis zur Veröffentlichung der eigenen Musik und Kreativerzeugnisse komplett durchdachte Hardware- und Softwarelösungen anbieten und/oder darüber hinaus auch Konzepte des Publishings - also der Veröffentlichung der Produktionen - anbieten. Anwenderorientierung und gezielte Nutzbarkeit der Systeme prägen diese und zeigen neben anderen Entwicklungen nicht zuletzt auch Reaktionen seitens der Musikinstrumenten-Industrie auf eine sich wandelnde Medienkultur und Musikindustrie insgesamt auf. Die stetig wachsende Anzahl von Hobby- und Privatproduzenten und Musikern ist dafür ebenso mit verantwortlich wie auch die Aktivitäten der Endverbraucher, also der Musikhörer, CD-Käufer und Konzertbesucher. Hier ist der Trend eindeutig, direktere und kürzere Wege zwischen Künstler und Endkonsument zu ermöglichen, indem dafür die entsprechenden (Kommunikations-)Kanäle und Medienstrategien geschaffen werden Bis in den semiprofessionellen Bereich läuft mittlerweile ein Großteil der Musikvermarktung und der Kommunikation zwischen Musikern und Bands über die verschiedenen bekannten Communities im Internet und im Rahmen weiterer neuer Vermarktungskonzepte. Der Tendenz geht damit auch dahin, dass die Übergänge zwischen Hobbymusiker und dem professionellen Bereich immer fließender werden und potentiell die Einstiegsmöglichkeiten in Vermarktung und Veröffentlichung von eigenen Produktionen erleichtert werden. Über die Qualität der exponential steigenden Veröffentlichungen in diesen Bereichen lässt sich allein daraus selbstverständlich nichts ableiten. Was sich daran und an anderen Aspekten der aktuellen Medienlandschaft allerdings zeigt, ist die Reaktion auf die so genannte Krise der Musik- und Tonträgerindustrie, auf deren Starrheit und eingefahrene Strukturen neue und junge Konzepte mit äußerster Flexibilität und Ideenreichtum attraktive Angebote schaffen. Wir sprachen beispielsweise mit der Music Support Group, einem Unternehmen, das junge Künstler und Bands auf vielen Ebenen unterstützt und (zunächst) abseits vom Major-Label-Geschäft Förderung bis zum professionellen Niveau hin ermöglichen kann.
Die Musiker von morgen – Steinbergs Music Education Concept
Ähnlich wie im Hobby-Bereich verhält es sich auch
mit dem Bildungs-Sektor.
Die Firma musik4kids für Kinder im Vorschulalter und Schüler bis 14 Jahre hatte
zum Beispiel ein eigenes Forum für die Jüngsten aufgebaut. Mit Angus Baigent, dem Europe PR Manager der Firma Steinberg,
sprachen wir über Neue Medien in Schulen und die speziellen Education-Konzepte
sowie die Idee der Steinberg-Modellschulen, von denen es bisher die Schule in
Hamburg/Horn In dem Kontext verriet uns Angus Baigent, dass Steinberg
weitere Modellschulen in anderen Bundesländern plane und dass auch die
musikpädagogische Hintergrundarbeit sehr intensiv angegangen werde. Als
Beispiel lies er uns das sehr umfangreiche Material sehen, welches von der
Schülervorlage und das Arbeitsheft bis hin zur ausführlichen Dokumentation im
Lehrerhandbuch komplette Materialien anbietet. Dies erleichtert Musikpädagogen
enorm den Einstieg in den Umgang mit Neuen Medien an Schulen und zu den sich
dadurch erschließenden Möglichkeiten im schulischen und pädagogischen Bereich.
Leider gibt es dieses Material bisher nur auf Englisch und für Großbritannien.
Es heißt, man werde an dem Thema dran bleiben und vielleicht auch für
Deutschland solche durchkonzipierte pädagogische Materialien zu entwickeln.
Darüber, wie auch über die Entwicklung der Steinberg-Modellschulen, werden wir
auch in Zukunft weiter berichten.
Symbiosen von Design und Technologie
Design muss sein, egal ob bei den Messeständen oder den Produkten selbst. Vintage- und Retro-Looks kombiniert mit reduzierten Anzahlen von Knöpfen und Schaltern bei elektronischen und digitalen Komponenten, doch edle Designs und Ästhetik prägen genauso auch das Auftreten und Ansehen klassischer Musikinstrumente. Die Geräte und Produkte im elektronischen und digitalen Bereich zeichnen sich durch Fokus auf die Verbindung zwei Ebenen aus, das Ziel ist die Symbiose von Design & Funktionalität/Technologie. Dabei werden zunehmend Lösungen mit übersichtlichen und ästhetischen Bedienoberflächen entwickelt und schlanke All-in-one-Systeme mit Kombinationen von Hardware- und Softwarekomponenten. So entstehen etwa verschiedene Komplettsysteme mit Computern und/oder Laptops und zusätzlichen externen Audio-Interfaces und anderen Eingabe- und Kontrollgeräten, durch die dem ambitionierten Home-Anwender aufeinander abgestimmte Komponenten für professionelle Musikproduktion ermöglicht werden.
Munterer Mittelstand und Europas Entwicklungen
Kleine (Familien-)Unternehmen aus Europa mit Spitzenqualität Natürlich trifft man viele asiatische Besucher und Händler auf der Musikmesse. Auffallend und interessant war für uns von ExtremNews in dieses Jahr aber weniger deren wachsende Präsenz, sondern die große Anzahl kleiner Instrumentenhersteller aus dem europäischen Raum. Diese Firmen sind überwiegend noch klassische Mittelstandsunternehmen, die meisten auch Familienbetriebe. Die Gemeinsamkeit bei den Europäern ist die durchweg hohe Qualität in den jeweils relativ eng abgegrenzten Marktsektoren und Instrumentenbereichen. Oft findet man bei diesen Spitzenqualitäten, die die Produkte der großen Marken in vielen Hinsichten übersteigen oder attraktive Alternativen und neue Ansätze auf den Markt bringen. Mit zwei Herstellern von elektrischen Geigen führten wir Interviews auf Englisch und testeten deren Instrumente. Zwei sehr unterschiedliche aber gleichsam interessante Modelle von Instrumenten in einer selten besprochenen Randsparte…
Ted Brewer aus Großbritannien baut stylische Violinen ohne Korpus, aber mit Leuteffekten in den Hardplastik-Instrumenten, also E-Geigen mit integrierter Light-Show, die es in zahlreichen Farben und Designs gibt.
Bei Augustin Penic von der slowenischen Firma Viva la Musica sind die E-Geigen in klassischer Form aus Fieberglas gebaut, es gibt auch ein Modell mit Echtholzdecke. Bei diesen Instrumenten wird zur Schallabdichtung auf das herkömmliche F-Loch verzichtet und dafür mit einer Kombination aus Magnetfeld-Induktionstechnik und elektrischem Tonabnehmer gearbeitet. Dadurch wird eine Tonabnahme und Tongeneration von ansprechender Natürlichkeit, enormer Dynamik und authentischem Streicherklang ermöglicht.
Fazit:
Mit enorm viel Engagement und Kreativität zeigten die Firmen der Musikbranche, dass sie sehr aktiv und produktiv sind. Eine nicht zu überschauende Vielfalt von Ideen und Entwicklungen wurde präsentiert, von denen nur manche dauerhaft den Weg in die Regale schaffen. Live-Kultur wurde bei der Messe und wird im Musikbusiness verstärkt behandelt und dementsprechend umfangreich war auch das Angebot an Live-Performances, Präsentations-Konzerten und Demo-Playing der Endorser für ihre Firmen. Bei der Musikmesse ist die Distanz zwischen Industrie, Künstlern und Interessierten sehr gering und die Kommunikations- und Informationsbereitschaft sehr hoch. Ein ideales Forum für Kontakte und Austausch auf internationaler Ebene. Wir bedanken uns bei den freundlichen Gesprächspartnern und freuen uns schon auf die Musikmesse 2008, die vom 01. bis 04. April 2009 stattfinden wird.
Fortsetzung folgt...
Hier auf ExtremNews erscheinen in den nächsten Tagen noch weitere Hintergrundartikel, Interviews und Berichte zur Musikmesse. Unter anderem der bebilderte Bericht über das Interview mit Dietmar Kittel, dem Sales & Marketing Director von Musik Meyer, einem der größten Distributoren und Großhändler für Markenfirmen im Bereich Musikinstrumente, des weiteren erscheinen bald die Interviews, die wir mit dem Vogelsberger Schlagzeuger Daniel Schild, Angus Baigent von der Firma Steinberg oder mit der Music Support Group geführt haben. Schauen sie sich auch in den nächsten Tagen weiter bei uns um…