Tatort-Ausstieg wegen Reihe "verpasster Chancen" für starke Drehbücher
Archivmeldung vom 27.10.2018
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Freigeschaltet durch André OttSchauspielerin Alwara Höfels sieht ihr Engagement als Kommissarin Henni Sieland im Dresdner "Tatort" als eine Aufeinanderfolge von verpassten Chancen: "Ein gutes Buch ist immer auch ein guter Film, der erzählt sich aus den Figuren heraus. Und Dresden wäre natürlich die Steilvorlage dafür gewesen, um Gesellschaft exemplarisch für ganz Deutschland zu erzählen," sagte die 36-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Darum habe ich sehr gekämpft, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass man diese Verantwortung nicht wahrgenommen hat und auch nicht wahrnehmen wollte. Das habe ich mir sechsmal angeschaut, immer begleitet von großen inhaltlichen Diskussionen, ohne dass sich etwas veränderte," sagte Höfels weiter. Es sei anfangs die richtige Entscheidung gewesen, Ja zu dem Format zu sagen - "es war aber auch die richtige Entscheidung, die Konsequenzen aus den Erfahrungen zu ziehen, die ich damit gemacht habe".
Höfels, die am Montag im ZDF-Abtreibungsdrama "Aufbruch in die Freiheit" zu sehen ist, zollte ihren Kolleginnen Senta Berger und Romy Schneider höchsten Respekt dafür, dass sie 1971 zu den Unterzeichnerinnen der "Stern"-Aktion "Wir haben abgetrieben!" gehörten: "Großartig, voll in der Verantwortung eines Künstlers. Es war richtig, das zu tun, unabhängig davon, ob sie abgetrieben hatten oder nicht. Es geht darum, eine Haltung zu haben, Haltung gibt Halt. Da kann man natürlich als öffentliche Person das offen stehende Fenster nutzen, um Botschafterin für wichtige Themen zu werden und nicht nur über sein Privatleben zu reden, was am Ende dann wahrscheinlich doch sehr langweilig ist."
Höfels liegt vor allem ihre persönliche Unabhängigkeit am Herzen: "Ich habe mich noch nie aus finanziellen Gründen entschlossen, eine Arbeit zu machen." Dafür nimmt die Schauspielerin auch Einschränkungen in Kauf: "Meine Lebensbedingungen sind bis heute reduziert, ich habe keine Kinder, kein Auto und lebe nicht in einem großen Loft, sondern immer noch in meiner kleinen Mietwohnung in Berlin. Deshalb kann ich mir auch den Luxus leisten, etwas nicht zu tun, das ich nicht tun möchte."
Das ZDF zeigt "Aufbruch in die Freiheit" am Montag, 29. Oktober, um 20.15 Uhr.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)