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Zuviel Anglizismen und ´Befindlichkeiten`: Wolf Schneider kritisiert in "medium magazin" eine zu akademische Journalistensprache

Archivmeldung vom 02.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sprachpapst und Journalistenlehrmeister Wolf Schneider kritisiert zu viel "Befindlichkeit" in der Medien-Sprache. Bild: "obs/Medienfachverlag Oberauer GmbH/Peter Just"
Sprachpapst und Journalistenlehrmeister Wolf Schneider kritisiert zu viel "Befindlichkeit" in der Medien-Sprache. Bild: "obs/Medienfachverlag Oberauer GmbH/Peter Just"

Journalisten sollten sich darauf besinnen, akademischen Jargon, Anglizismen und parteiliche Wörter zu vermeiden. Dafür plädiert der Journalisten-Lehrmeister Wolf Schneider in einem Beitrag für das "medium magazin". "Anstreben sollten sie das jeweils treffendste, farbigste, zumeist das kürzeste mögliche Wort", schreibt Schneider. "Mit 'Blut, Schweiß und Tränen' machte Churchill 1940 Weltgeschichte - mit Blutverlust, Überarbeitung und einer Überreizung der Tränendrüsen hätte er es nicht geschafft."

Schneider greift einzelne Begriffe heraus, die Journalisten oft verwenden, aber meiden sollten. Der "Paradigmenwechsel" sei ein Modewort des gehobenen Feuilletons, doch schätzungsweise 95 Prozent der Deutschen würden keine Ahnung haben, was das sein soll. Für die Wissenden sei das Wort ausgeleiert. Ein ähnlich unschönes Modewort ist für Schneider das "Narrativ".

Unnötig akademisch aufgebläht findet Schneider die oft beschriebene "Tonalität". Dabei brauche es den Wortteil "-alität2 gar nicht - es gehe schlicht um den Ton zum Beispiel in einer Debatte. Auch die "Befindlichkeit", ein "Lieblingswort des 'Zeit'-Feuilletons", bedeute schlicht Befinden oder Laune.

Schneider gefällt auch die Sprache in deutschen Medienhäusern oft nicht: "Gruner + Jahr publiziert zwar immer noch deutsche Texte, bläst aber intern das Englische aufs Äußerste auf: Ein Abteilungsleiter heißt zum Beispiel Editorial Director Community of Interest Family, und wo der Vorstand spricht, kommen deutsche Substantive nicht mehr vor."

Der 93-Jährige Journalist und Buchautor ist u.a. Träger des Medienpreises für Sprachkultur der Gesellschaft für Deutsche Sprache. Unter seinen vielen Büchern gelten seine Sprachkritiken wie "Wörter machen Leute. Magie und Macht der Sprache" bis heute als Standardwerke für das journalistische Handwerk.

Wolf Schneiders Gastbeitrag erscheint in "medium magazin" 06/2018, Seiten 69 bis 71. Weitere Themen darin u.a.: Der große Generationen-Dialog zum Thema "Was hat Zukunft", "Journalismus der Dinge", Debatte um die Nationalitäten-Nennung von Tätern in Berichten, Blockchain-Modelle für Medien, Change-Anforderungen an Journalisten, Special Umwelt & Nachhaltigkeit mit dem Schwerpunkt "Nature Writing" sowie eine 16-seitige Werkstatt "Erfolgreich gründen" und die 24-seitige Sonderedition "Journalistin 2018" mit der neuen WDR Chefredakteurin (TV) Ellen Ehni zu den #metoo-Vorwürfen im WDR und zu ihren künftigen Prioritäten.

medium magazin Nr.6/2018 ist digital (per Sofortdownload) und gedruckt verfügbar inklusive Heftvorschau unter https://www.mediummagazin.de/medium-magazin-062018/

Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)

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