Susanne Uhlen: "Ich bin viel gelassener geworden"
Archivmeldung vom 28.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Krebs ist eine heimtückische Krankheit, es ist nicht leicht, damit umzugehen. Aber wenn man so eingestellt ist wie ich, kämpferisch und mit positiver Energie an die Krankheit rangeht, dann entdeckt man auch Gutes", sagt Susanne Uhlen (61) im Interview mit der Zeitschrift FRAU IM SPIEGEL. Im Sommer 2014 wurde bei der Schauspielerin ein bösartiger Tumor in der rechten Brust entdeckt. Es folgten Bestrahlungen und Chemotherapie. Jetzt ist Uhlen metastasenfrei.
"Die Familie ist eng zusammengerückt, und mein Mann war ganz toll", erzählt sie FRAU IM SPIEGEL. Seit 21 Jahren ist Uhlen mit dem Unternehmer Henry Dawidowicz zusammen. Er sei normalerweise ein Mensch, der einen Bogen um Krankenhäuser mache. Allein der Gedanke daran sei ihm ein Gräuel. "Aber er war immer für mich da. Er hat alles gemacht, ohne sich zu beschweren", betont die 61-Jährige. "Wir haben sehr viel gelacht. Wir haben die Zeit positiv genutzt." Das sei ganz wichtig. "Insofern haben wir sehr viel Positives aus dieser Geschichte ziehen können."
Ihre Hunde seien jetzt super erzogen. "Ich habe während meiner Chemo-Zeit viel mit ihnen trainiert. Und ich habe gekocht wie ein Weltmeister", so Susanne Uhlen. "Es gibt so viele Kochshows, es können für mich gar nicht genug sein. Kochen ist eine große Leidenschaft von meinem Mann und mir. Wir haben auch Freunde zu Spieleabenden zu Besuch." Auf die Frage, was sie spielen, antwortet Susanne Uhlen: "Lachen Sie mich nicht aus - ,Mensch ärgere dich nicht'. Wir tragen wirklich harte Duelle aus."
Ihre Söhne waren oft zu Besuch. "Und wir haben viel Spaß miteinander gehabt", erinnert sich Uhlen. "Sie merkten schnell, dass es mir den Umständen entsprechend gut ging. Anfangs hatten sie mir das nicht geglaubt, weil ich ein Stehaufmännchen bin und mir nie anmerken lasse, wenn es mir nicht gut geht. Inzwischen besuche ich sie, reise mal für ein, zwei Tage nach Berlin oder London, und wir gehen ins Theater und gut essen."
Grundsätzlich sei sie "wesentlich gelassener und entspannter" geworden. "Wenn mein Mann - ein relativ temperamentvoller Mensch - sich aufregt, lächele ich und sage: ,Es gibt Wichtigeres. Uns geht es so gut!'" Susanne Uhlen sagt "mein Mann". Ob Heiraten nach so vielen Jahren ohne Trauschein noch ein Thema ist? - "Natürlich, immer", so die Schauspielerin. "Aber wir haben es bisher nicht gebacken bekommen, irgendwann wird es passieren."
Und wie fühlt sie sich mit kurzen Haaren? - "Ich hatte früher längere Haare, die waren glatt. Jetzt sind sie lockig - das hatte ich nie", erzählt sie. Ihre Ärztin habe ihr erklärt, das liege daran, dass sich die Haarwurzeln durch die Chemo krümmen. "Früher wollte ich Locken, jetzt habe ich sie. Das war ein hoher Preis, den ich dafür zahlen musste."
Susanne Uhlen bezeichnet sich als gläubig, aber sie glaube "nicht an die Institution Kirche". Sie erklärt, dass sie "an die Natur und an das ewig Wiederkehrende" glaube. "Der Frühling macht mich trunken vor Glück. Wie die Pflanzen sprießen und blühen, das ist ein Traum! Auch die Gerüche sind betörend - der Duft von frisch gemähtem Gras. Ich glaube an die Energie, die nie verschwindet, immer wiederkommt." Sie sitze allerdings gerne mal in der Kirche, das sei ein wunderbarer Ort der Ruhe und der Meditation.
Ob sie meditiere? - "Ich gehe jeden Morgen mit den Hunden lange spazieren, oft auch abends." Sie sei dann ganz eins mit den Tieren. "Ich muss nur durch den Wald gehen, das ist für mich schon Meditation."
Beruflich zieht sie sich noch ein bisschen zurück, weil sie noch etwas Zeit für sich braucht. "Ich möchte mir Zeit lassen, bis ich wieder Rollen annehme. Im Moment genieße ich diesen privaten Rückzug und wundere mich darüber, wie ich das früher gemacht habe - arbeiten, einen großen Haushalt führen und mich um die Familie kümmern. Damit es mir nicht zu langweilig wird, engagiere ich mich inzwischen in der Firma meines Mannes - ein pharmazeutisch-kosmetisches Unternehmen." Sie sei mit anderen Mitarbeitern in der Produkt-Entwicklung. "Wir arbeiten an neuen Produkten. Das ist ein tolles Erlebnis, wenn man von Anfang an dabei ist und sieht, was am Ende herauskommt, wenn man die ersten Proben, die aus dem Labor kommen, in den Händen hält."
Ob sie inzwischen wieder Film- oder Theater-Angebote hat? - "Natürlich, Dieter Wedel wollte mich dieses Jahr für die Festspiele in Bad Hersfeld engagieren. Ich habe ihm schweren Herzens abgesagt, weil ich noch Arzttermine habe. Ich hätte ständig hin- und herfahren müssen, das ist mir zu anstrengend. Die Proben mit Wedel sind zudem nicht ohne, auch wenn ich das Arbeiten mit ihm liebe. Aber das ist eine Frage der Kraft. Ich will so eine große Produktion nicht in Gefahr bringen, ich will hundertprozentig fit sein, ehe ich mich wieder auf die Bühne stelle."
"Der Körper wurde durch die Chemo und Bestrahlung sehr durcheinandergebracht", sagt die Darstellerin. "Ich bin nicht mehr 20, daher braucht der Körper etwas länger, um sich zu erholen. Chemo und Bestrahlung waren nicht so langwierig und anstrengend wie jetzt die Nachsorge. Ich will nicht schludern, bloß weil das Gewächs in mir weg ist. Mein Mann sagt: ,Mach, was du möchtest. Du hast alle Zeit der Welt!'" Dieses Privileg nutze sie schamlos aus.
Wenn sie wieder ganz fit sei, wolle sie gerne mit einer Regiearbeit starten, bevor sie sich selbst wieder auf die Bühne begebe. Sie lese bereits ein paar Bücher für Theaterstücke. "Ich werde auch im Herbst wieder an der Schauspielschule in Köln als Dozentin arbeiten, das habe ich schon vor ein paar Jahren gemacht", bemerkt sie. "So werde ich langsam wieder in den Job zurückkehren."
Und wie sieht es mit TV-Rollen aus? - "Immer wieder bekomme ich Angebote, aber ich bin wählerischer geworden", erzählt Susanne Uhlen. Es müsse für sie etwas Passendes dabei sein. "Mit großer Dankbarkeit denke ich an Helmut Ringelmann und Wolfgang Rademann, da musste ich nie lange überlegen, ob ich eine Rolle annehme, es stimmte einfach. Nun möchte ich nicht auf das erstbeste Pferd springen. Ich freue mich auf neue Pläne - aber Schritt für Schritt."
Quelle: Frau im Spiegel (ots)