Neue Erkenntnisse im Fall Heinze
Archivmeldung vom 31.08.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei den Untersuchungen des NDR zu Verfehlungen seiner früheren Fernsehfilm-Chefin haben sich am Montag konkrete Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Doris Heinze unter Pseudonym über externe Produktionsfirmen zwei Drehbücher und ein Treatment für den NDR geschrieben hat, ohne dass dies dem Sender bekannt war.
Der NDR geht deshalb nunmehr davon aus, dass ihm auch ein materieller Schaden entstanden ist. Hätte Frau Heinze den Sachverhalt offengelegt, hätte sie deutlich weniger Honorar erhalten. Einzelheiten dazu kann der NDR mit Blick auf die laufenden Ermittlungen derzeit noch nicht mitteilen.
Am Donnerstag vergangener Woche hatte der NDR Doris Heinze suspendiert, nachdem sie eingeräumt hatte, dass sie ihrem Ehemann unter Ausnutzung ihrer beruflichen Position über Dritte außerhalb des NDR persönliche Vorteile verschafft hat. Heinzes Mann soll unter dem Pseudonym Niklas Becker fünf Drehbücher verfasst haben, von denen vier von der Münchner Produktionsfirma AllMedia für den NDR verfilmt wurden.
Unabhängig davon reagierte der NDR überrascht auf eine Äußerung des Vorstandsmitglieds des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren, Pim Richter. Er wird im "Spiegel" mit der Aussage zitiert, sein Verband habe schon seit fast drei Jahren Hinweise auf "Niklas Becker". NDR Pressesprecher Martin Gartzke: "Wenn der Verband Wissen, das der Sender nicht hat, zurückhält, dann ist das für die Aufklärung des Sachverhalts nicht hilfreich. Der Verband muss sich bei einer solchen Untätigkeit nach seinem Selbstverständnis fragen lassen."
Der Sender sei den Hinweisen, die ihn durch Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" erreicht hatten, unverzüglich nachgegangen, so Gartzke weiter. Die eingeleitete Konsequenz - eine fristlose Kündigung - sei arbeitsrechtlich die maximal mögliche. Der NDR prüft auch mögliche Schadensersatzforderungen gegen Doris Heinze.
Zudem stehe der NDR in enger Verbindung mit der Staatsanwaltschaft Hamburg; der Sender halte sie über die Angelegenheit auf dem Laufenden. "Bei allen öffentlichen Äußerungen müssen wir uns vor diesem Hintergrund sowie dem der voraussichtlich anstehenden arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung ausschließlich auf belegbare Erkenntnisse beschränken", so Gartzke. "Dafür bitte ich um Verständnis." Der Auftrag des NDR Intendanten an die Revision des Senders zu einer umfassenden und möglichst lückenlosen Aufklärung des Sachverhalts bestehe fort. Nach Abschluss der Untersuchungen werde der NDR darüber umfassend informieren. Gartzke: "Transparenz ist uns wichtig. Gleichzeitig dürfen die Ermittlungen nicht beeinträchtigt werden."
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk