"Junge Welt" kritisiert Festnahme von Journalisten an Humboldt-Uni
Die "Junge Welt" kritisiert die vorübergehenden Festnahmen von drei Journalisten bei der propalästinensischen Besetzung eines Hörsaals an der Berliner Humboldt-Universität am Mittwoch. "Das polizeiliche Vorgehen gegen Journalisten, die von einer studentischen Protestaktion an der Humboldt-Universität berichtet haben, ist eine unzulässige Behinderung journalistischer Tätigkeit und stellt einen inakzeptablen Verstoß gegen die Pressefreiheit dar", sagte Chefredakteur Nick Brauns.
"Es muss Journalisten möglich sein, von solchen Besetzungen von vor Ort
zu berichten, ohne deswegen kriminalisiert zu werden. Von der
Universitätsleitung erwarten wir, dass sie ihrerseits die Pressefreiheit
achtet und von einer Anzeige gegen unseren Mitarbeiter und die anderen
Journalisten absieht", so Brauns weiter.
Der JW-Mitarbeiter sei
eindeutig als Journalist gekennzeichnet gewesen, hieß es weiter. Laut
der Zeitung rechtfertigte ein Polizeisprecher die Maßnahme damit, dass
gegen die Pressevertreter ebenso wie gegen alle weiteren in dem
besetzten Hörsaal angetroffenen Personen wegen Hausfriedensbruch und
gegebenenfalls Sachbeschädigung ermittelt würde.
Am Mittwoch
hatten Studenten und Aktivisten den Emil-Fischer-Hörsaal auf dem Campus
Nord besetzt. Gefordert wurde unter anderem ein akademischer Boykott
gegen Israel, ein studentisches Ethikkomitee und ein Ende aller
Abschiebungen, insbesondere von Aktiven der
Palästina-Solidaritätsbewegung.
Das Universitätspräsidium hatte
die Polizei um die Räumung des Hörsaals ersucht. Die Journalisten wurden
laut der JW vor Beginn der Räumung von der Polizei herausgezogen und
ihnen wurden ihre Arbeitsmaterialien abgenommen. Auch der
Junge-Welt-Mitarbeiter, der sich durch eine gelbe Presseweste der
Gewerkschaft DJU in Verdi und seinen Presseausweis eindeutig als
Journalist zu erkennen gegeben habe, sei über eine Stunde von der
Polizei festgehalten und damit an der Berichterstattung gehindert
worden, so die Zeitung.
Die Polizei hatte am Donnerstag
mitgeteilt, dass sie in der Angelegenheit 100 Ermittlungsverfahren
eingeleitet habe. Insgesamt hätten gegen 95 Personen
"freiheitsbeschränkende Maßnahmen" durchgeführt werden müssen, hieß es.
Bei den Strafermittlungsverfahren geht es demnach unter anderem um den
Verdacht des schweren Hausfriedensbruches, des besonders schweren
Landfriedensbruches, der Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen
verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie des
Widerstandes gegen Polizeivollzugsbeamte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur