Ajahn Brahm: "Wir sehen zu schwarz. Sehen immer nur, was nicht in Ordnung ist. Wahre Schönheit liegt im Annehmen der Unvollkommenheit."
Archivmeldung vom 01.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttMönch, Gelehrter und gefeierter Bestseller-Autor: Ahjan Brahm wurde 1951 als Peter Betts in London geboren und ist heute einer der angesehensten Buddhismus-Experten unserer Zeit. Mit seinen Geschichten wie "Die Kuh, die weinte" schenkt der Mönch Millionen Menschen weltweit Inspiration. Für Happinez (EVT 30.11.) erklärte Ahjan Brahm sich zu seinem bisher einzigen Interview bereit. Dabei spricht er über seinen Lebensweg und die Werte, mit denen er innere Zufriedenheit erlangte.
Der Weg ins Kloster
Als Kind träumte Ahja Brahm davon, Lokführer zu werden, doch es kam anders. "Ich entdeckte etwas, was mir noch besser gefiel: nichts tun", erzählt der 66-Jährige. "Ich ging lieber in eine der vielen Kirchen Londons. Gebetet habe ich nie: Ich wollte da einfach nur sitzen." Den entscheidenden Anstoß sich mit dem Buddhismus zu befassen, bekam der junge Peter von seinem Vater: "Ich war 13. Papa fuhr mit mir durch die Stadt. Plötzlich sagte er: 'Ganz gleich, was du in deinem Leben tun wirst, mein Sohn, die Tür zu meinem Haus wird dir immer offen stehen.' Es war, als ob er in mir eine kleine Kerze anzündete, die seitdem leuchtet: Liebe. Bedingungslose Liebe." Danach las der heutige Buddhismus-Gelehrte auf der Suche nach sich selbst die religiösen Schriften. "Ich las die Bibel, den Koran, vertiefte mich in buddhistische Schriften. Sie elektrisierten mich geradezu", erzählt der Mönch.
Dennoch studierte Ahjam Brahm zuerst Physik, bevor er mit 23 Jahren den Entschluss fasste, nach Thailand in ein buddhistisches Kloster zu gehen. "Manchmal, wenn wir zu viel wissen, verstehen wir zu wenig", erklärt Ahjam Brahm seine Entscheidung. "Und ich wollte verstehen. Suchte etwas Tieferes. Sinnhaftigeres. Ich wollte mehr von diesem unglaublich schönen Gefühl, das ich in der Stille hatte."
Die Lehre der Akzeptanz
Eine seiner wichtigsten Lektionen war die Akzeptanz. "Es ist die Grundregel meines Lebens: Akzeptanz. Annehmen, was ist. Wir neigen dazu, ständig nach dem 'Warum' zu forschen. Dieses Hin-und-her-Analysieren führt zu nichts. Es ist, wie es ist. Unsere Haltung, unser Blickwinkel entscheidet, wie wir mit einer Situation umgehen", erklärt Ahjan Brahm. Akzeptanz findet der Mönch durch die Konzentration auf das Gute. "Wir sehen zu schwarz. Sehen immer nur, was nicht in Ordnung ist. Wahre Schönheit liegt im Annehmen der Unvollkommenheit", so der Buddhismus-Gelehrte. "Seitdem achte ich mehr auf das Gelungene, auf das Gute, statt auf die Fehler."
Quelle: Bauer Media Group, happinez (ots)