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Bild-Chef Kai Diekmann: "Das Gerede von der Krise ist Unfug"

Archivmeldung vom 30.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Auflagen der Boulevardzeitungen sinken seit Jahren - auch die der Bild-Zeitung. Im journalist-Interview will Bild-Chefredakteur Kai Diekmann von einer Krise der Boulevardpresse jedoch nichts wissen: "Wir haben eine der höchsten Reichweiten seit Gründung der Zeitung, den mit Abstand größten Marktanteil und in den vergangenen Jahren mit der Zeitung so viel verdient wie nie zuvor."

 Bild erreicht heute mit 11,6 Millionen Lesern fast eine halbe Millionen Leser mehr als im Jahr 2000, die verkaufte Auflage ging im gleichen Zeitraum jedoch um rund eine Million Exemplare zurück. Für Diekmann ist diese Entwicklung kein Alarmsignal. "Die Fixierung auf die Auflage hat jahrzehntelang zu falschen unternehmerischen Entscheidungen geführt, nämlich zur künstlichen Verbilligung und Entwertung journalistischer Angebote", so der 43-Jährige. "Wie der massive Ausbau von Bild im Internet zeigt, sehen wir die Zukunft weniger als Frage des Informationsträgers, sondern von Inhalt und Reichweite."

Ein weiterer Grund für das Auflagenminus ist laut Diekmann die zunehmende Konkurrenz: "Das Gerede von der Krise ist auch deshalb Unfug, weil die Auflagenverluste einhergehen mit dem Markteintritt immer neuer Titel. Dass die Auflagen der großen Titel sinken, ist daher einfache Mathematik." An Meinungsmacht habe die Bild-Zeitung dabei nicht eingebüßt: "Alle großen gesellschaftspolitischen Themen wurden erst durch Bild zur öffentlichen Debatte. Dagegen kann ich mich nicht an einen einzigen Spiegel-Titel der letzten Zeit erinnern, der irgendeine Diskussion angestoßen hätte."

Quelle: journalist

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