Krimi-Autor Klaus-Peter Wolf sieht sich als zweiten Johannes Mario Simmel
Archivmeldung vom 26.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Krimi-Autor Klaus-Peter Wolf sieht sich als neuen Johannes Mario Simmel. Ebenso wie der König der Bestsellerlisten in den Siebzigerjahren werde auch er heute vom Literaturbetrieb nicht geschätzt.
"Die Literaturkritik hat ihn eher belächelt, manchmal verspottet. Später erfuhr er höchste Anerkennung, weil man merkte, dass das, was er gemacht hatte, visionär war. Seine Themen beschäftigen uns heute. Er hat Lesermassen erreicht, Leute, die sonst nicht gelesen hätten. Das möchte ich auch erreichen", sagte Wolf im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Klaus-Peter Wolf ist vor allem mit seinen auch für das ZDF verfilmten Ostfriesland-Krimis einem Millionenpublikum bekannt geworden. Seine Bücher wie zuletzt "Ostfriesenzorn" stehen regelmäßig auf Spitzenplätzen der Bestsellerlisten.
Zugleich geht Wolf mit der Gegenwartsliteratur hart ins Gericht. Auf die Frage, ob die zeitgenössische Literatur die Lebenswirklichkeit der Menschen aus dem Blick verloren habe, antwortet er: "Absolut. Die Autoren schreiben, wovon sie etwas verstehen. Viele haben sich jedenfalls sehr von der Basis entfernt. In meinen Büchern ist das anders." Wolf verweist auf sein Verfahren, in seinen Kriminalromanen reale Personen auftreten zu lassen. So komme in seinen Büchern auch ein Handwerker aus der Nachbarschaft zu Wort. "Da gibt es zum Beispiel den Maurer Peter Grendel. In Berufsschulklassen finde ich mit dieser Figur viele Leser. Bei mir lesen sie über einen Maurer, der ein Held ist, der stolz darauf ist, ein schönes Haus gebaut zu haben, der seine Kunden nicht betrügt und der in einem Roman unter Einsatz seines Lebens zwei Kinder rettet. Mit dieser Figur erleben meine Leser Stolz. Sie lesen so etwas gerne", sagte Wolf.
Der Krimi-Autor glaubt nicht, dass Kriminalromane oder -filme Menschen das Gefühl der Sicherheit nehmen. Wolf zum Thema Kriminalität: "Wir haben bei Verbrechen eine hohe Aufklärungsquote. Ich glaube, dass wir nie sicherer waren als jetzt. Wir empfinden es aber anders. In Kriminalromanen wird diese Angst bearbeitet. Die Unsicherheit vieler Menschen kommt nicht daher, dass sie selbst zu Opfern von Verbrechen wurden, sondern eher daher, dass Gerichtsurteile bekannt werden, in denen aus Sicht der Menschen mit Schwerverbrechern sehr freundlich umgegangen wird. Das ist schwierig, wenn Verbrecher nicht wirklich bestraft werden."
Der Krimi-Autor bekennt sich dazu, heute neben Otto Waalkes der zweite prominente Botschafter Ostfrieslands zu sein. Wolf, der seit Jahren im ostfriesischen Norden wohnt, schätzt an der Region vor allem die innere Ruhe und die Unaufgeregtheit ihrer Bewohner: "Die Leute sind geerdet, sie holen die Dinge runter. Hier kann man auch als Popstar leben und ganz normal Brötchen kaufen gehen. Wenn in Ostfriesland der Papst wohnen würde und morgens Brötchen kaufen ginge, würden die Leute sagen: ,Guck mal, der Papst kauft Brötchen.' Ich mag diese geerdete Art sehr."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)