WAZ-Chef Bodo Hombach: Medien verbrauchen Lebenszeit
Archivmeldung vom 08.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBodo Hombach, ehemaliger hochrangiger SPD-Politiker und seit 2002 Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, konstatiert einen tiefgreifenden Wandel beim Medienkonsum.
Beim Kampf um den Kunden werde deshalb künftig nicht mehr auf dessen Portemonnaie gezielt, sondern auf das Kostbarste, was der Medienkonsument zu bieten habe: seine Lebenszeit. Dies schreibt Hombach in einem zwei Seiten umfassenden Essay für das Wochenmagazin Werben & Verkaufen, W&V. Zunehmend etabliere sich der Typus des Medien-Egoisten, der den Wert seiner Zeit extrem hoch einschätze und deshalb bei der Wahl der Medien auch immer kritischer werde. "Er ist nicht bereit, sie an die Hütchenspieler und Marktschreier zu verhökern", schreibt Hombach. "Er hält sie sich vom Leib, die Buchstabenzüchter in Käfighaltung, die Textverarbeiter, die das Prinzip 'Gammelfleisch' auf das Marktsegment 'Information' übertragen wollen." Der Medien-Egoist, so Hombach in W&V, achte auf den Cholesterinspiegel seiner Gefühle. "Also meidet er Fettgedrucktes."
Hombach plädiert in diesem Zusammenhang für Qualitätsjournalismus. Der Medien-Egoist brauche Leute, die ihren Beruf ernst nehmen und nicht Korrespondenten, die das Land von der Hotelbar aus erkunden wollen. Selbst das Internet dürfe man nicht der Anarchie überlassen. Hombach in seinem Essay: "Wo jeder mit jedem ins Gespräch kommen kann, ist Geschwätz nicht die einzige Alternative."
Quelle: W&V Werben & Verkaufen