Katarina Witt: Olympia-Bilanz beschämend
Archivmeldung vom 27.09.2024
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Freigeschaltet durch Mary SmithEiskunstlauflegende Katarina Witt empfindet das Abschneiden der deutschen Sportler bei den Olympischen Spielen in Paris als peinlich. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte die 58-Jährige: "Ein zehnter Platz im Medaillenspiegel ist ziemlich beschämend für so eine führende Sportnation, die wir mal waren. Ich sehe darin ein Spiegelbild für die Situation, in der unser Land insgesamt steckt. Daran haben die Sportler selbst die geringste Schuld, es sind die Umstände, die ihnen einfach nicht das Training ermöglichen, das sie beim Kampf um die Weltspitze brauchen."
Die Olympia-Bilanz der deutschen Sportler sage aber noch viel mehr aus, glaubt Witt: "Wir werden immer bedeutungsloser - leider will es die Politik weiterhin nicht wahrhaben. Wahrscheinlich sind deshalb auch die Wahlen so, wie sie sind, und deshalb bäumt sich der Osten ein bisschen mehr auf als er es bisher getan hat."
Die Ursache dafür ist für die einstige DDR-Spitzensportlerin klar: "Ich bin mir sicher, dass dies auch ein Ergebnis der Wendezeit ist. Erst in den letzten drei, vier Jahren wurde angefangen, unserer Vergangenheit ein bisschen mehr Beachtung zu schenken. Jetzt wird die Politik von den Reaktionen der Menschen vor sich hergetrieben und fast gezwungen, längst überfällige Entscheidungen zu fällen. Denn nur reden hilft nicht, es müssen Taten folgen. Das gilt auch für den Sport."
Am 3. Oktober thematisiert der ZDF-Spielfilm "Kati - Eine Kür, die bleibt" Witts letzten olympischen Auftritt, der gleichzeitig ihr erster in einem gesamtdeutschen Team war. Ganz besonders gefällt der zweifachen Olympiasiegerin darin Dagmar Manzel, die ihre frühere Trainerin Jutta Müller darstellt: "Sie macht das ganz hervorragend und berührend. Ich finde, sie setzt mit ihrer Darstellung Frau Müller ein Denkmal, auch weil sie Seiten zeigt wie Wärme, Liebe und manche Selbstzweifel. Als ich das gesehen habe, dachte ich: Ein Glück, dass die Menschen jetzt durch den Film Frau Müllers private Seite sehen können. Man hat sie immer nur als streng und resolut wahrgenommen. Und selbst wenn sie Interviews gegeben gab, hat sie niemanden in ihre Seele blicken lassen. Zur Wendezeit schon mal gar nicht, dafür war sie viel zu stolz."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)