Anschlag in Paris für Houellebecq keine Überraschung
Archivmeldung vom 24.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer terroristische Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" war für den französischen Bestseller-Autor Michel Houellebecq "alles andere als eine Überraschung". "Die Redaktion stand ja bereits unter Polizeischutz", sagte Houellebecq im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Sie habe sich schon über "ihre gute Zusammenarbeit mit der Polizei lustig gemacht, auch öffentlich." Überraschend sei allerdings gewesen, wie leicht man sich Kriegswaffen besorgen könne, um einen solchen Anschlag auszuführen. Frankreichs Demokratie hält der Autor ("Unterwerfung") für gescheitert. Indikator dafür sei die steigende Zahl der Wahlenthaltungen. Früher hätten sich die politischen Strömungen der Gesellschaft in den Parteien wiedergefunden. Dies sei nicht mehr der Fall. Er selbst habe eine weitere Schwierigkeit beim Wahlgang: "Ich habe kein Vertrauen, dass mich andere Menschen langfristig gut im Parlament vertreten." Die Renaissance der Religionen ist für den Schriftsteller ein Phänomen, das sich nicht durch soziale Rahmenbedingungen oder wirtschaftliche Zwänge erklären lasse. Nach seiner Ansicht führt jede Religion "ein Leben für sich" und beziehe daraus ihren Reiz. Michel Houellebecqs "Unterwerfung" kam am 7. Januar in Frankreich heraus, als in Paris das islamistische Attentat auf "Charlie Hebdo" begangen wurde, bei dem elf Menschen ermordet wurden. Der Roman handelt davon, dass im Jahr 2022 ein Moslem französischer Staatspräsident wird und eine Islamisierung der Institutionen einsetzt. In Deutschland erscheint der Roman im DuMont Buchverlag und steht auf Platz 1 der Bestsellerliste.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)