US-Gericht setzt Blogs mit Medien gleich
Archivmeldung vom 23.04.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBlogs sind Medien grundsätzlich gleich. Das hat ein Berufungsgericht in Florida anlässlich eines Prozesses gegen einen Blogger festgestellt. In dem Verfahren ging es um die Frage, ob ein Gesetz anwendbar ist, dass nur Medien schützt bei Klagen wegen übler Nachrede. In der Urteilsbegründung heißt es: "Es ist kaum zu leugnen, dass das Aufkommen des Internets als ein Medium und das Entstehen von Blogs als ein Mittel der freien Verbreitung von Nachrichten und öffentlicher Meinung einen Wandel darstellt."
Die Richter vertreten eine klare Position: "Der Einfluss von Blogs ist so groß geworden, dass sich selbst traditionell definierte Grundlagen des Journalismus ändern und Journalisten immer mehr die Mittel und Techniken von Bloggern benutzen - und umgekehrt." Auch Kommunikationsexperte Klaus Eck bestätigt gegenüber pressetext, dass zumindest einige Blogs als Medien qualifizierbar sind: "Es gibt etwa gute politische Blogs wie Netzpolitik.org. Blogs funktionieren grundsätzlich wie Medien, mit den gleichen Regeln."
Wenn ein Blogger mit viel Expertise zu einem Thema schreibe, könne er wie die herkömmliche Presse eine große Öffentlichkeit erreichen. "Auch hier zahlt sich Professionalität in der Höhe der Reichweite aus", betont er im pressetext-Gespräch. Dabei gebe es grundsätzlich keinen Unterschied zu herkömmlichen Journalisten. Teilweise seien Blogger sogar tiefer mit einem Thema vertraut und könnten fachkundiger berichten, etwa weil sie sich in ihrer Freizeit schon damit beschäftigt hätten.
Besonders Fachblogs erfolgreich
"Außerdem bloggen ja viele Journalisten auch, insofern gibt es da keine klare Abgrenzung", sagt Eck. Allerdings schränkt er ein: Nur wenige der vielen existierenden Blogs seien mit Medien vergleichbar, denn oft hätten die Autoren eben nicht die nötigen Kenntnisse. An sich gelte aber wie bei herkömmlichen Medien: "Wenn jemand seine Aufgabe gut macht, erreicht er auch die entsprechende Öffentlichkeit." Insbesonders Fachblogs, etwa zu Mode, seien erfolgreich, denn dort seien die Autoren oft Experten.
Auch in dem Gerichtsurteil heißt es: "Es gibt viele herausragende Blogs von sehr kenntnisreichen Personen, die wir lesen, um Neuigkeiten zu kürzlichen Entwicklungen zu bekommen und denen wir zutrauen, uns deren Bedeutung sachkundig erklären zu können. Andere Blogs durchlaufen die ganze Skala der Qualität von Fachwissen, Erklärungen und gerechter Behandlung ihrer Themen." Entsprechend sei nicht jeder Blog ein Medium, der im Prozess vorliegende aber schon.
Quelle: www.pressetext.com/Hubertus Müller