Margot Käßmann blickt gelassen auf ihren Rücktritt als EKD-Chefin
Archivmeldung vom 24.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttMargot Käßmann, die am Montag vor zehn Jahren vom Amt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche zurückgetreten ist, blickt gelassen auf das Ende ihrer Zeit als EKD-Chefin zurück.
"Ich stehe zu meinem Fehler - er war öffentlich, aber gewiss nicht der einzige", schreibt Käßmann in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag".
"Am Ende bin ich Gott dankbar für mein Leben mit allen Höhen und eben auch Tiefen", so die frühere EKD-Chefin weiter. Sie erinnere sich noch gut an die Tage im Februar 2010. "Da hatte ich Magenschmerzen und machte mir Selbstvorwürfe: Wie konnte dir das passieren? Mit dem Abstand eines Jahrzehnts denke ich: Ja, ich habe einen schweren Fehler gemacht. Aber all die Vorwürfe, die mir zu machen sind, berechtigterweise, habe ich mir selbst auch gemacht und schnell und klar die Konsequenzen gezogen", schreibt Käßmann.
Natürlich habe sie den Anlass bereut: "Es ist absolut inakzeptabel, nach Alkoholkonsum Auto zu fahren! Wie oft habe ich das meinen Kindern eingebläut. Mir wird das bis heute in fast jedem Text über mich angelastet. Das allerdings nervt manchmal ebenso wie die Frage: Warum haben Sie denn kein Taxi genommen? Die habe ich mir tatsächlich auch schon gestellt", so die ehemalige EKD-Chefin weiter. Wer einen Fehler gemacht habe und sich dem stelle, brauche die Analyse der anderen nicht. Er oder sie wisse: "Wenn es öffentlich wird, muss ich mit dem Spott und der Häme der anderen leben. Davon gab es viel für mich, das ist verständlich. Menschen neigen dazu, über die Fehler der anderen zu lästern, denn dann stehen sie selbst besser da. Auf jeden Fall habe ich gelernt: Selbstmitleid, Rechtfertigungen, das kommt nicht gut an. Zum Glück habe ich damals nicht in diese Schublade gegriffen", schreibt Käßmann in dem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag".
Quelle: dts Nachrichtenagentur