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Rüdiger Safranski sieht "latente Panik und Hysterie" der Gesellschaft

Archivmeldung vom 11.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Rüdiger Safranski, Düsseldorf 2013
Rüdiger Safranski, Düsseldorf 2013

Foto: Udoweier
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Philosoph und Schriftsteller Rüdiger Safranski bekennt sich dazu, nicht permanent erreichbar zu sein. "Man kann nicht immer erreichbar sein. Wer für sich selbst durchsetzt, partiell nicht erreichbar zu sein, hat schon sehr viel erreicht", sagte Safranski in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Vernetzung und ständige Erreichbarkeit verändern seiner Ansicht nach den Menschen. "Da braut sich wohl gerade eine anthropologische Revolution zusammen", sagte Safranski weiter. Der Autor des Bestsellers "Goethe. Kunstwerk des Lebens" sieht in dem Klassiker Goethe einen wichtigen Anreger der Lebenskunst, die darin bestehe, "den Sinnkreis des Lebens für sich selbst zu schließen". Goethe habe gezeigt, wie man mit dem Vielen umgehen könne, das einen umbrande. "Goethe hat ein Immunsystem gegen die Zumutungen entwickelt, die ihn erreicht haben. Wir brauchen schließlich auch ein kulturelles Immunsystem, um nicht zu kollabieren. In diesem Punkt entwickelte Goethe besondere Lebensklugheit", sagte Safranski weiter.

Der Autor hat nicht ausgeschlossen, nach seinem Goethe-Buch die Folge seiner philosophischen Biografien fortzusetzen. Safranski: "Das Goethe-Buch ist eine gewisse Krönung. Allerdings merke ich, dass es in mir schon wieder rumort. Ich halte das alles jetzt noch offen." Derzeit schreibt der Autor an einem Buch über das Erlebnis der Zeit. "Das wird ein Großessay, eine Betrachtung über das Verhältnis von existentieller und öffentlich bewirtschafteter Zeit. Diese Dimensionen trennen Abgründe. Ich schaue auf die Beschleunigung unserer Zeit, die sich damit ergeben hat, dass wir in Echtzeit kommunizieren können", sagte Safranski.

Seiner Ansicht nach führt die Umwälzung im Verhältnis zur Zeit zu einer "latenten Panik und Hysterie der skandalisierten Gesellschaft". Auf die Entspannung des Pfeife rauchens muss Safranski allerdings verzichten. "Ich hatte im vorletzten Jahr wegen eines Virus für sieben Monate meine Stimme verloren und bei dieser Gelegenheit nicht mehr geraucht und auch nicht mehr damit angefangen. Als Pfeifenraucher gibt es mich nur noch auf älteren Fotos", sagte der Philosoph.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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