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Ulrike Folkerts klagt über schlechte "Tatort"-Bücher

Archivmeldung vom 17.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ulrike Folkerts beim SWR Sommerfestival 2013 in Mainz
Ulrike Folkerts beim SWR Sommerfestival 2013 in Mainz

Foto: René Kirchhoff
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ulrike Folkerts, seit 25 Jahren als Lena Odenthal im "Tatort" zu sehen, klagt über schlechte Drehbücher: "Lena ist doch in 25 Jahren als Kommissarin austauschbar geworden. Das liegt natürlich auch an den Geschichten", sagte die 53-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Erfolge des "Tatort", die hohe Aufmerksamkeit für das Format, versteht Folkerts nicht: "Nicht ohne Grund wird ja sogar wissenschaftlich untersucht, warum der 'Tatort' so eine gesellschaftliche Rolle spielt. Ich lese das gern und besonders gern auch Polemiken dazu, die diese Pseudowichtigkeit angreifen. Zum Glück! Nicht jeder 'Tatort' ist ein Meisterwerk, nicht wahr?"

Unverblümt benannte Folkerts die Ursache für ihre Enttäuschung: "Tatort" und "Polizeiruf 110", sagte sie, seien "eben keine Serien, die weitergesponnen werden. Es kommen immer wieder neue Autoren. Die interessiert der Plot, die Kommissare werden gegebenenfalls austauschbar." Umso wichtiger sei deshalb "eine starke Redaktion, die sich jeweils für die Persönlichkeiten der Kommissare einsetzt". Auch dramaturgisch ist Folkerts mit dem "Tatort" oft unzufrieden. An ihrem Fall "Tod einer Lehrerin" etwa, einem Krimi um Genitalverstümmelung, monierte sie: "75 Minuten ging es in 08/15-Manier um falsche Fährten. Das war mir zu wenig." Statt der immer gleichen Suche nach dem Mörder, wünscht sie sich Mut zu anderen Erzählformen. Als positives Beispiel nannte die 53-Jährige Fälle, bei denen der Täter von Beginn an bekannt ist -wie Lars Eidingers Serienmörder in ihrem Fall "Hauch des Todes".

Gemischte Gefühle löst bei Folkerts der "Tatort"-Star Til Schweiger aus: "Den ersten Schweiger-Fall fand ich auch gut, die Action, den knallharten Gangsterfilm. Der zweite Fall hat mich enttäuscht: Die Figuren waren entweder nur gut oder nur böse. Worum ging es? Nur um die Frage, wer wen zuerst killt. Das war mir zu viel Testosteron. Verstehen Sie mich nicht falsch. Schweigers Versuch, den 'Tatort' neu zu erfinden, amerikanischer zu erzählen, finde ich total gut. Aber er spricht eben nur eine bestimmte Klientel an, zu der ich nicht gehöre." Das Lob für ambivalente Ermittler wie Charly Hübners Kommissar im Rostocker "Polizeiruf 110" lässt sie gelten, betont allerdings: "Aber das muss eben geschrieben werden, und man muss dann auch selbst dranbleiben."

Mit ungebrochener Freude erwartet Ulrike Folkerts ihren für Oktober angekündigten Jubiläumsfall "Blackout". "Endlich kann ich wieder was Relevantes über Frau Odenthal erzählen", sagte die Schauspielerin. "Es geht mehr um Lena Odenthal als um den Fall. Es gibt den Tag X, an dem die eine Leiche die eine zu viel ist - und die Kommissarin in eine Krise gerät." Deshalb werde es "eine Folge, in der Lena viel nachdenken muss, sich besäuft, nicht mehr schlafen kann. Das würde ich in diesem Job auch tun." Außerdem verriet Folkerts, dass ihr Kommissariat Zuwachs bekommt: "Eine neue Kollegin gibt es ab Oktober übrigens auch, eine jüngere, die für Reibung sorgt und den Laden aufmischt. Das brauchen auch wir. Der SWR tauscht nicht das Team aus, aber er ergänzt es."

Eines werde aber auch in weiteren 25 Jahren nicht geschehen: ein Coming-out von Lena Odenthal. "Ich werde aus der homosexuellen Community immer wieder gefragt, wann Lena Odenthal endlich lesbisch wird. Nie! Weil es viel zu nah an mir dran ist. Das hätte man von Anfang an machen können, aber vor 25 Jahren war es undenkbar. Jetzt mache ich es nicht mehr. Bin ich verrückt? Ich möchte nicht mich selbst spielen." Ihrer berühmtesten Figur die Treue halten, will Ulrike Folkerts aber noch lange: "Ich habe mich immer fürs Weiterkämpfen entschieden: für bessere Drehbücher und für andere Projekte neben dem 'Tatort'. Das klappt gerade gut. Also mache ich weiter wie bisher. Der Fall im Oktober - 'Blackout' - ist eine große Motivation."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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